Der "Afrika-Cup" rückt zwei ungleiche Nachbarn in den Fokus

König Fußball und die Menschenrechte

Die "Wüstenfalken" sind schon gelandet, es folgten die "Elefanten" sowie die "Schwarzen Antilopen". Exotisch geht es zu bei den afrikanischen Fußballmeisterschaften, die an diesem Samstag beginnen. Zugleich rücken zwei Staaten in den Fokus, die sonst selten Schlagzeilen machen.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

Äquatorialguinea: Das ist der einzige spanischsprachige Staat des Kontinents - mit einem vergleichsweise winzigen Territorium. Die mitunter dicht besiedelte Landesfläche von der Größe Brandenburgs umfasst außer einem Festlandteil die Insel Bioko mit der Hauptstadt Malabo. Gleich nebenan: das französisch geprägte Gabun, ein Vielvölkerstaat von der Größe der alten Bundesrepublik mit rund 40 Ethnien, in dessen Grenzen aber durchschnittlich nur 5,5 Einwohner pro Quadratkilometer leben.



Neben der Begeisterung für den Fußball verbindet die beiden ungleichen Nachbarn an der westafrikanischen Atlantikküste vor allem eines, was sie auch für Industrie- und Schwellenländer interessant macht: beträchtliche Vorkommen an Erdöl und anderen Rohstoffen. Die USA und Russland, aber auch Firmen aus Deutschland und Frankreich sind in Gabun und Äquatorialguinea aktiv. Hinzu kommt eine andere Macht, die, wie anderswo auf dem Kontinent, den westlichen Nationen den Rang abzulaufen droht: China.



Verkrustete Herrschaftsstrukturen

Ein Beispiel ist das "Stade de l"Amitie Sino-Gabonaise" in Gabuns Hauptstadt Libreville, einem von vier Spielorten beim Afrika-Cup. Konstruktion und Finanzierung des Sportkomplexes lagen komplett in den Händen der chinesischen Firma Shanghai Construction. Für Beobachter wie Sven Grimm und seinen gabunischen Kollegen Hermanno Ndenguino-Mpira vom Zentrum für China-Studien an der südafrikanischen Universität Stellenbosch kein Einzelfall. In ganz Afrika versuchten Konzerne aus China, sich mit Prestigebauten fit zu machen für den Weltmarkt. Entwicklungshilfe nach westlichen Maßstäben sei das sicher nicht, so die beiden Experten. "Umso wichtiger ist es, dass die afrikanischen Regierungen eine Strategie haben, wie sie mit diesen Investitionen umgehen."



Ein weiteres Problem, das symptomatisch für viele Länder Afrikas steht, sind die verkrusteten Herrschaftsstrukturen. Im Fall Gabun spricht das Auswärtige Amt zwar von einer "Insel der Stabilität und des inneren Friedens". Aber gegen die Familie von Präsident Ali Ben Bongo Ondimba reißen Korruptionsvorwürfe nicht ab. Sein 2009 verstorbener Vater El Hadsch Omar Bongo Ondimba schaffte in seiner knapp 42-jährigen Amtszeit offenkundig große Vermögenswerte beiseite. Allein in Frankreich soll der Clan noch 2010 laut Transparency International 39 Immobilien besessen und 70 Bankkonten unterhalten haben.



Einer der reichsten Herrschern weltweit

Noch schlimmer scheint es Ondimbas Amtsbruder Oberst Teodoro Obiang Nguema Mbasogo in Äquatorialguinea zu treiben. Das französische katholische Netzwerk CCFD-Terre Solidaire gibt an, dass die Familie von Obiang 500 bis 700 Millionen US-Dollar im Land selbst gebunkert habe. Andere Quellen schätzen das Privatvermögen des Präsidenten mit Anlagen im Ausland zusammengerechnet gar auf drei Milliarden US-Dollar. In jedem Fall gehört Obiang damit zu den reichsten Herrschern weltweit, während 65 Prozent seiner Landsleute in extremer Armut leben. Und das trotz sprudelnder Einnahmen aus der Erdölförderung. Die wandern laut CCFD zu 80 Prozent in die Taschen der Herrschenden.



Seine Macht verteidigt Obiang seit nun schon mehr als drei Jahrzehnten mit Klauen und Zähnen. Im August 2010 sorgte die Hinrichtung von vier ehemaligen Staatsbediensteten für internationale Proteste. Den Angeklagten wurde vorgeworfen, im Jahr zuvor an einem Putschversuch gegen den Präsidenten beteiligt gewesen zu sein. Eine von Obiang eingesetzte Kommission soll bis 2020 die Lage der Menschenrechte verbessern. Angesichts der bisherigen Politik wäre da sogar wahrscheinlicher, dass der Außenseiter Äquatorialguinea beim Afrika-Cup im eigenen Land den Titel holt.