Das ist ein Ergebnis des Treffens von Erzbischof Robert mit Initiatoren der Freiburger Pfarrerinitiative. Insgesamt dauerte das Gespräch des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und acht Unterzeichnern der "Freiburger Erklärung" im Freiburger Priesterseminar rund zwei Stunden.
Bedrängende Fragen kirchlichen Lebens
Es bestehe Einigkeit im Anliegen, in absehbarer Zeit zu konstruktiven Lösungen zu kommen, die in "Einklang mit dem Evangelium und dem Kirchenrecht stehen", teilte das Erzbistum nach dem Treffen mit. Es gehe um "bedrängende Fragen kirchlichen Lebens und kirchlicher Glaubwürdigkeit".
Zollitsch hatte das Gespräch einberufen, nachdem 13 Priester des zweitgrößten deutschen Bistums ihre Forderung nach einem anderen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in der katholischen Kirche ins Internet gestellt hatten. In dem mittlerweile von etwa 200 Seelsorgern unterzeichneten Memorandum fordern Priester und Diakone, Geschiedene nicht länger von der Kommunion auszuschließen. Zugleich machen sie öffentlich, dass sie in ihren Gemeinden Katholiken zur Kommunion zuzulassen, die in zweiter Ehe leben.
Von Rebellion und Ungehorsam keine Spur
Wegen der Komplexität des Themas soll es im Herbst ein weiteres Treffen unter Hinzuziehung von zusätzlichen Experten geben. Das erste Gespräch sei in sachlicher und konstruktiver Atmosphäre verlaufen, hieß es. In der Frage des weiteren Vorgehens seien indes unterschiedliche Positionen deutlich geworden, erklärte das Bistum. Dies sei in einem ehrlichen Dialog normal. Scharf kritisierte das Erzbistum die Medienberichterstattung über die Freiburger Vorgänge.
Es sei "selbst nach Meinung der Initiatoren nicht nachvollziehbar, wenn Kampfbegriffe wie Rebellion, Ungehorsam, Revolution und Spaltung genutzt werden", heißt es in der Erklärung.
Welche Änderungen in der Seelsorge für die in zweiter Ehe verheirateten Katholiken möglich sind, soll unter anderem bei der im April 2013 geplanten Diözesankonferenz beraten werden. Weil die Ehe nach katholischer Lehre unauflöslich ist, sind Geschiedene nach einer zweiten zivilen Eheschließung vom Empfang der Kommunion und auch von der Beichte ausgeschlossen, da sie laut Kirchenrecht dauerhaft in einem Zustand schwerer Sünde leben.
ZdK-Präsident Glück für barmherzige Pastoral
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, unterstützte unterdessen das Anliegen der Freiburger Initiative nach einem weniger strengen Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. Die große Mehrheit der deutschen Katholiken und auch der Priester teile Forderungen nach einer "barmherzigeren Pastoral", sagte Glück vor Journalisten in Bonn. Er warnte gleichzeitig davor, dass es zu Polarisierungen und Verhärtungen des Klimas innerhalb der Kirche kommen könne. "Ich habe die Sorge, dass es Leute gibt, die schon überlegen, wie sie eine Mauer gegen solche Veränderungen errichten können."
Glück betonte, die Kirche brauche Gruppen, die strittige Themen ansprächen und voranbrächten. Zugleich müsse es aber auch "Leute geben, die den Laden zusammenhalten". Mit schnellen Lösungen bei der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen rechne er nicht.
Kardinal Meisner: Unauflöslichkeit der Ehe nicht in Frage stellen
Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner distanzierte sich in der Vergangenheit bereits von Reformankündigungen durch Erzbischof Zollitsch. Die Kirche könne die Unauflöslichkeit der Ehe keinesfalls in Frage stellen, betonte der Kardinal gegenüber domradio.de.
Kritiker fürchten einen Dammbruch. Sie treibt die Sorge um, dass allzu häufig angewandte Barmherzigkeit letztlich am Prinzip selbst rüttelt: der Unauflöslichkeit der Ehe. Weil Scheidungen in der westlichen Welt eben alles andere als Einzelfälle sind. Außerdem erinnern sie an das Jesus-Wort "Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen". Anfang Juni betonte Papst Benedikt XVI. erneut, dass wiederverheiratete Geschiedene "nicht die Absolution und die Kommunion empfangen können". Zugleich müssten die Gemeinden dafür sorgen, dass sie sich geliebt und nicht ausgeschlossen fühlten, so der Papst.
Erzbischof Zollitsch will Seelsorge für Wiederverheiratete verändern
Im Einklang mit dem Evangelium
Jung gefreit und doch bereut. Horst Seehofer hat das durchgemacht, Christian Wulff auch. Zwei katholische Polit-Promis, die beide nach einer gescheiterten Ehe nochmals geheiratet haben. Erzbischof Zollitsch plant gemeinsam mit Initiatoren der Freiburger Pfarrerinitiative die Seelsorge für Wiederverheiratete weiterzuentwickeln.
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