Nach Regensburg ist nun auch das Bistum Passau vakant

Benedikt XVI. ordnet seine Heimat neu

In Regensburg ereilte Bischof Gerhard Ludwig Müller im Juli der Ruf nach Rom an die Spitze der Vatikanischen Glaubenskongregation, nun der Rücktritt des Passauer Bischofs Schraml - innerhalb von drei Monaten sind in Bayern zwei der sieben katholischen Bistümer vakant geworden.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Schraml durfte damit nicht nur zwei Jahre über die übliche Amtszeit hinaus das Bistum leiten, der Papst beauftragte ihn zugleich noch mit der Fortführung dieser Aufgabe bis zur Einsetzung eines Nachfolgers.

Der Sonderstatus, der Schraml damit gewährt wird, darf als Zeichen besonderer päpstlicher Wertschätzung gelten. Beide kennen sich aus Regensburger Tagen, als Schraml dort noch Weihbischof war und Kurienkardinal Joseph Ratzinger regelmäßig seinen Urlaub zu Hause verbrachte. Schon als der Papst Schraml über dessen 75. Geburtstag hinaus im Bischofsamt beließ, war das etwas Besonderes - eine Praxis, die sonst nur bei Kardinälen üblich und bei deutschen Diözesanbischöfen die Ausnahme ist. Zuletzt durfte sich 2007 der Münchner Kardinal Friedrich Wetter selbst vertreten.

Krankentag der katholischen Kirche im Bistum
Mit Regensburg und Passau warten nun zwei "Papst-Diözesen" auf einen neuen Bischof. Beide Bistümer besuchte er 2006 bei seiner Pilgerreise nach Bayern. Sie liegen ihm besonders am Herzen, so dass er in den kommenden Monaten richtungsweisende Personalentscheidungen für seine Heimat zu treffen hat.

In Regensburg, wo er einst als Dogmatik-Professor an der Universität lehrte, lebt nach wie vor sein Bruder Georg Ratzinger. Erst jüngst wurde sein früheres Wohnhaus in Pentling für die Öffentlichkeit freigegeben. Im zu Passau gehörenden Marktl am Inn steht des Papstes Wiege. Und auch das nicht weit entfernte Altötting mit der Schwarzen Madonna ist ihm seit frühester Jugend vertraut.

Auf Wunsch von Benedikt XVI. findet in dem oberbayerischen Wallfahrtsort 2013 der Internationale Krankentag der katholischen Kirche statt. Dabei wird weltweit der Leidenden, Alten und Behinderten sowie all jener Personen gedacht, die sich in Kliniken, Heimen und Einrichtungen um Kranke sorgen. Zu den erwarteten Teilnehmern zählen 20 Bischöfe aus ganz Europa. An den Vorbereitungen wirkt Schraml selbstverständlich mit.

In Altötting erlebte Schraml auch seine schönsten Stunden als Passauer Bischof, als Benedikt XVI. am 11. September dort einen Gottesdienst unter weiß-blauem Himmel hielt. Der Bischof hatte einiges unternommen, dass der Besuch bleibende Wirkung entfaltete: Gegen lokale Widerstände veranlasste er mehrere Umbauten, darunter die Errichtung einer Anbetungskapelle, die der Papst selbst einweihte. Das weltberühmte "Goldene Rössl" musste dafür ins "Haus Papst Benedikt XVI." umziehen, wo Schatzkammer und Wallfahrtsmuseum eine neue repräsentative Bleibe fanden.

Den Glauben unverfälscht bewahren
Im vergangenen Jahr konnte Schraml ein Mehrfach-Jubiläum begehen. So blickte er auf 50 Jahre Priesterweihe, 25 Jahre Bischofsweihe und seine Ernennung zum Passauer Bischof vor zehn Jahren zurück. Schraml gehört noch zu jenen Geistlichen, deren Biografie durch den Zweiten Weltkrieg geprägt wurde. Sein Vater, ein Bäcker, kam erst 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Erbendorf in der Oberpfalz. Da war seine Mutter schon zwei Jahre tot. Um den elfjährigen Jungen kümmerte sich die Tante, die ihn nach Regensburg mitnahm und später seinen Haushalt managte. Geradlinig führte sein Weg ins Priesterseminar.

Seine spirituelle und kirchliche Grundhaltung bezeichnet der Bischof selbst als konservativ. Es kommt ihm darauf an, den Glauben unverfälscht zu bewahren und zu verkünden. Von Tendenzen wie dem im benachbarten Österreich jüngst erfolgten "Aufruf zum Ungehorsam" einer Pfarrer-Initiative hält er nichts.

Seinen nächsten großen Auftritt hat Schraml wieder bei einem Festgottesdienst in Altötting. Dort wird am 14. Oktober der 100. Jahrestag der Weihe der Sankt Anna-Basilika gefeiert.