Einblicke in das Leben im Kloster

Tag der Offenen Klöster

Rund 300 Klöster und Konvente nehmen am ersten bundesweiten "Tag der offenen Klöster" am Samstag teil.  Die Dominikanerin Kerstin-Marie Berretz erläutert im Interview, was die Besucher erwartet.

 (DR)

KNA: Schwester Kerstin-Marie, an wen richtet sich dieses besondere Angebot?

Sr. Berretz: Zum einen möchten wir Menschen, die um uns herum sind und mit denen wir nicht mehr so häufig in Kontakt sind, zu uns einladen und ihnen die Möglichkeit geben, einmal zu sehen, wie wir leben, was unser Leben ausmacht, was uns bewegt. Ordensleute sieht man nicht mehr so häufig wie früher im Straßenbild. Und man hat auch nicht mehr das «achte Sakrament», wie man in Köln sagt - die Tante im Kloster. Deshalb gibt es viele Vorurteile über das Leben im Kloster. Wir möchten unsere Türen aufmachen und Menschen einladen, mit uns ins Gespräch zu kommen. So lernen auch wir sie besser kennen.

KNA: Möchten Sie dabei auch für das klösterliche Leben werben?

Sr. Berretz: Natürlich, weil unser Leben sehr schön ist. Wir möchten an dem Tag auch Menschen einladen zu entdecken, was unser Leben ausmacht. Wir haben den Tag mit dem Zentrum für Berufungspastoral in Freiburg vorbereitet. Und wenn dann tatsächlich jemand auf die Idee kommt und sagt, das ist ja wirklich ansprechend, dann freuen wir uns natürlich. Aber es ist nicht so, dass wir sagen: Wenn am 11. Mai nicht 100 Leute in die Gemeinschaften eintreten, dann war der Tag ein Misserfolg.

KNA: Welche Klöster machen mit?

Sr. Berretz: Die AG Berufungspastoral der Orden ist eine Arbeitsgruppe der Deutschen Ordensoberenkonferenz, deshalb sind in erster Linie deren Mitgliedsgemeinschaften und die Vereinigung Katholischer Orden zur Förderung internationaler Solidarität e.V. (VKO) eingeladen. Das ist eine freiwillige Sache, jedes Haus muss für sich überlegen, ob das am 10. Mai überhaupt möglich ist und passt - manche haben dann auch schon andere Veranstaltungen, oder sie spricht das Konzept nicht an. Bisher haben sich rund 290 Gemeinschaften angemeldet, und es kommen jeden Tag weitere hinzu. Wir haben im Internet eine eigene Seite zum «Tag der offenen Klöster» eingerichtet mit einer Deutschlandkarte mit allen angemeldeten Gemeinschaften. Man kann auch eine Route planen, wie man von einem Kloster zum anderen kommt.

KNA: Öffnen auch besondere Klöster ihre Türen?

Sr. Berretz: Es gibt ganz viele Highlights. Ich finde es beeindruckend, dass es auch strenger klausuriert lebende Gemeinschaften gibt, die ihre Pforten öffnen, etwa der Karmel in Berlin am Heckerdamm oder die Nazarethschwestern in Bannewitz-Goppeln. Es gibt auch die Gelegenheit, in der Wohnung der Missionsärztlichen Schwestern in Berlin-Marzahn vorbeizuschauen. Die Benediktinerinnen in Mariendonk öffnen ihre Werkstätten - die Stickerei, Weberei, Näherei und das Zeichenatelier. Die Franziskaner in Vossenack führen ein Märchen der Gebrüder Grimm als Marionettentheater auf. In Allensbach-Hegne feiern sieben Schwestern 50-jähriges Professjubiläum. Und die Klöster am Nordufer des Bodensees haben ihr Programm so aufeinander abgestimmt, dass man an diesem Tag mit dem Rad sozusagen eine Klostertour machen könnte. Das Programm ist so bunt und vielfältig wie auch die Gemeinschaften sind.

KNA: Widerspricht die Idee vom «Tag der Klöster» dem Gedanken des Klosters als Ort der Abgrenzung und dem Wunsch, für sich sein?

Sr. Berretz: Wir vergleichen das immer mit der eigenen Wohnung. Überlegen Sie: Wen lassen Sie in Ihr Schlafzimmer, wenn Sie Besuch bekommen? Und so haben auch wir im Kloster einfach Orte, wo wir sagen, da kommt nicht jeder Besucher hin, weil es privat ist. Und an diesem einen Tag machen wir an einigen Punkten eine Ausnahme und sagen: Heute laden wir auch einmal alle in unser Refektorium, unser Erholungszimmer oder wohin auch immer ein. Und dann kann man einmal alle wilden Bilder und Vorstellungen, die es gibt, überprüfen. Wir laden auch zum gemeinsamen Grillen oder Kaffeetrinken ein. Dabei kann man gut über das Klosterleben ins Gespräch kommen und erfahren, warum wir beispielsweise die Klausur oder Gebetszeiten in aller Herrgottsfrühe haben.