Papst Franziskus hat angesichts der anhaltenden Corona-Krise zu Frieden und internationalem Zusammenhalt aufgerufen. "Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange; die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten", so Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft am Sonntag im Petersdom.
"Trotzdem - und das ist skandalös - nehmen die bewaffneten Konflikte kein Ende und werden die militärischen Arsenale verstärkt." Die Auferstehung Jesu könne "inmitten dieser komplexen Realität" Hoffnung schenken, so das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Trost und Unterstützung für alle Corona-Betroffenen
Wegen der immer noch geltenden Corona-Restriktionen verkündete der Papst seine Botschaft nicht von der Mittelloggia des Petersdoms, sondern verlas sie - wie im Jahr zuvor - nach einem Gottesdienst in der vatikanischen Basilika. Die vor der Pandemie üblichen Pilgerscharen fehlten. Nur rund 200 Personen waren zu der Zeremonie zugelassen. 170 TV-Sender übertrugen die päpstliche Ansprache weltweit.
Franziskus erbat Trost und Unterstützung für alle, die weiterhin unter den Folgen der Pandemie leiden. Vor allem die Armen benötigten Hilfe. Die internationale Gemeinschaft müsse Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung überwinden und für eine solidarische Verteilung sorgen.
Erinnerung an zahlreiche Konfliktherde in der Welt
Der Nachfolger Petri sprach zahlreiche Konfliktregionen der Welt direkt an: In Myanmar wüssten die friedlichen Anhänger der Demokratiebewegung, dass "Hass nur durch Liebe vertrieben werden kann". Er sei den Demonstranten in Myanmar dankbar, "die sich für die Demokratie starkmachen und sich friedlich Gehör verschaffen", sagte er. Und die Menschen in Haiti, wo es schon seit Monaten zu Unruhen kommt, ermunterte er, "sich nicht von den Schwierigkeiten überwältigen zu lassen".
Besonders ausführliche Osterwünsche formulierte der Papst mit Blick auf Flüchtlinge und Migranten – ein Thema, das ihm besonders am Herzen liegt. "Es soll ihnen nicht an konkreten Zeichen menschlicher Solidarität und Geschwisterlichkeit fehlen, die ein Unterpfand des Sieges des Lebens über den Tod sind, den wir an diesem Tag feiern. Ich danke den Ländern, welche die leidgeprüften Menschen auf ihrer Suche nach Zuflucht großzügig aufnehmen…"
Sorge über Lage im Nahen Osten
Auffallend besorgt kommentierte Franziskus die Lage im Nahen Osten. Der krisengeschüttelte Libanon solle "ein Land der Begegnung, des Miteinanders und des Pluralismus“ bleiben; die Kriege in Syrien und dem Jemen sollten endlich zu Ende gehen und Libyen zur Ruhe finden. "Alle beteiligten Parteien mögen sich effektiv dafür einsetzen, die Konflikte zu beenden und es den vom Krieg ausgezehrten Völkern zu ermöglichen, in Frieden zu leben und mit dem Wiederaufbau ihrer jeweiligen Länder zu beginnen." Auch für Israelis und Palästinenser erneuerte der Papst ausdrücklich den Ruf nach Friedensverhandlungen und einer Zwei-Staaten-Lösung.
"An diesem Festtag kehre ich in Gedanken zum Irak zurück, den ich im vergangenen Monat besuchen durfte. Ich bete darum, dass er den eingeschlagenen Weg des Friedens fortsetzen kann, damit Gottes Traum von einer Menschheitsfamilie, die gegenüber allen ihren Kindern gastfreundlich und aufnahmebereit ist, Wirklichkeit wird."
Auch mehrere afrikanische Kriegsschauplätze erwähnte der Papst, darunter die äthiopische Region Tigray. "Es gibt immer noch zu viele Kriege und zu viel Gewalt auf der Welt! Der Herr, der unser Friede ist, helfe uns, die Mentalität des Krieges zu überwinden."
"Den neuen Rüstungswettlauf eindämmen"
Damit kam Franziskus zu guter Letzt auch auf Europa zu sprechen. "Der Herr schenke es, dass alle Gefangenen der Konflikte, vor allem in der Ostukraine und in Berg-Karabach, gesund und heil zu ihren Familien zurückkehren können, und er rege die Regierenden in aller Welt dazu an, den neuen Rüstungswettlauf einzudämmen."
Der 84-Jährige warb für eine Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern, prangerte Gewalt und Terror in Afrika an, forderte friedliche Lösungen für Libyen, die Ostukraine, Berg-Karabach. Sämtliche beteiligten Parteien sollten sich "effektiv dafür einsetzen", all diese Konflikte zu beenden. Mit Gottes Hilfe sei es möglich, "Mentalität des Krieges" zu überwinden.
"Hoffnung für alle, die unter der Pandemie leiden"
Von der Apsis des Petersdomes aus, in der er auch die feierliche Ostermesse zelebriert hatte, nannte Franziskus die Auferstehung Jesu eine "Hoffnung für alle, die weiterhin unter der Pandemie leiden, für die Kranken und für diejenigen, die einen geliebten Menschen verloren haben".
"Alle Menschen, vor allem die schwächsten, brauchen Betreuung und haben ein Recht darauf, Zugang zu der notwendigen Pflege zu erhalten. Dies wird in dieser Zeit noch deutlicher, in der wir alle aufgerufen sind, die Pandemie zu bekämpfen, und in diesem Kampf stellen die Impfstoffe ein wesentliches Instrument dar."
Franziskus beklagte die "Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung", dann forderte er wie schon in seiner Weihnachtsbotschaft die internationale Gemeinschaft auf, für "eine solidarische Verteilung“ der Impfstoffe zu sorgen, die "speziell den ärmsten Ländern" zugutekommen solle.
Allen helfen, die durch Corona in wirtschaftliche Not geraten
"Der auferstandene Gekreuzigte bedeutet Stärkung für alle, die ihre Arbeit verloren haben oder sich in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden und nicht über entsprechende soziale Sicherheiten verfügen. Der Herr lenke das Handeln der Behörden, damit allen, besonders den bedürftigsten Familien, die notwendigen Hilfen für einen angemessenen Lebensunterhalt angeboten werden. Die Pandemie führte leider zu einem dramatischen Anstieg der Zahl der Armen und zur weiteren Verzweiflung von Tausenden Menschen."
Der Papst erinnerte auch daran, dass vor allem junge Menschen unter den derzeitigen Corona-Einschränkungen leiden – etwa wegen geschlossener Schulen und Unis. Auch die Texte zum Kreuzweg auf dem Petersplatz am Karfreitag hatten auf seine Initiative hin diesmal Kinder und Jugendliche verfasst. "Für uns alle ist es erforderlich, echte menschliche Beziehungen zu leben und nicht nur virtuelle, vor allem in dem Alter, in dem sich Charakter und Persönlichkeit ausbilden."
"Wo Tod war, ist jetzt Leben; wo Trauer war, ist jetzt Trost“
Der Papst erinnerte auch an den Welttag gegen Antipersonenminen auf, der jährlich am 4. April begangen wird. "Diese heimtückischen und schrecklichen Sprengkörper töten oder verstümmeln jedes Jahr viele unschuldige Menschen", sagte er und mahnte: "Wie viel besser wäre eine Welt ohne diese Instrumente des Todes!"
Zum Schluss seiner Osterbotschaft kam Franziskus noch einmal auf das Thema Corona zurück. Er bete dafür, dass bald die Beschränkungen für Gottesdienste wieder aufgehoben werden könnten. Dann erteilte er allen, die über Radio, Fernsehen oder Internet zugeschaltet waren, seinen Ostersegen. "Im Licht des Auferstandenen werden unsere Leiden verklärt. Wo Tod war, ist jetzt Leben; wo Trauer war, ist jetzt Trost… Allen wünsche ich frohe, gesegnete Ostern!"
Die Ostermesse vor dem Segen Urbi et Orbi hatte auch in diesem Pandemie-Jahr im Petersdom und nicht, wie sonst üblich, auf dem in ein üppiges Blumenmeer getauchten Petersplatz stattgefunden. Nur wenige Gläubige waren aus Infektionsschutzgründen bei der Messe anwesend, die normalerweise zigtausende von Gläubigen und Pilgern aus aller Welt vor Ort mitfeiern.