Zu Weihnachten und zu Ostern erteilt der Papst vom Balkon des Peterdoms den Segen "Urbi et orbi". Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt "der Stadt und dem Erdkreis". In dieser Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis).
Mit dem Segen "Urbi et orbi" verbunden ist ein vollkommener Ablass. Er bezieht sich nach katholischer Lehre auf alle zeitlichen Sündenstrafen. Voraussetzung für seinen Erhalt ist, dass die jeweilige Schuld durch Beichte, Kommunionempfang und Gebete sowie Werke der Buße schon getilgt ist.
Seit 1985 gelten Segen und Ablass auch für alle Gläubigen, die der Zeremonie am Fernseher beiwohnen; für Radiohörer ist dies schon seit 1967 der Fall.
Lange Zeit waren mit dem "Urbi et orbi" auch Oster- beziehungsweise Weihnachtsgrüße des Papstes verbunden. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. verlasen sie in mehr als 60 Sprachen. Franziskus verzichtet auf diesen Brauch.
Der Vatikan verwendet die Formel "Urbi et orbi" ferner für bestimmte Dokumente, die weltweite Geltung beanspruchen. Weitere Anlässe für ihren Gebrauch sind Selig- und Heiligsprechungen sowie der erste Segen, den ein Papst nach seiner Wahl spendet. (kna/16.06.2023)