Papst Franziskus hat am Weihnachtstag vor Zehntausenden Gläubigen auf dem römischen Petersplatz den traditionellen Segen "Urbi et orbi" gespendet und seine Weihnachtsbotschaft verkündet, die besonders auf die Konflikte um Jerusalem eingeht. "An diesem Festtag flehen wir zum Herrn um Frieden für Jerusalem und für das ganze Heilige Land; wir beten, dass sich bei den Kontrahenten der Wille durchsetze, den Dialog wiederaufzunehmen", sagte der Papst am Montagmittag auf dem Petersplatz.
"Miteinander vereinbarte Grenzen"
Erneut forderte er eine Zwei-Staaten-Lösung in friedlicher Koexistenz, basierend auf "miteinander vereinbarten und international anerkannten Grenzen". Neben Franziskus auf der Mittelloggia des Petersdoms war auch der Vorsitzende der vatikanischen Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri, zu sehen.
Außerdem geißelte das 81-jährige Kirchenoberhaupt in seiner Weihnachtsbotschaft vor dem Segen "Urbi et orbi" Menschenhandel sowie den Einsatz von Kindersoldaten und rief erneut zur Hilfe für Migranten und Flüchtlinge auf. Konkret verwies er auf das "Drama vieler Zwangsmigranten, die sogar ihr Leben riskieren, um kräftezehrende Reisen auf sich zu nehmen, die zuweilen in Tragödien enden". Mitgefühl und eine Willkommenskultur für Vertriebene waren bereits am Sonntagabend Schwerpunkte seiner Predigt in der Christmette.
Jesus in allen Kindern der Welt sehen
Frieden mahnte Franziskus zudem explizit in Syrien, Irak, Jemen, Afrika, Korea, Venezuela und der Ukraine an. Es gelte, Jesus in allen Kindern auf der Welt zu sehen, "wo der Frieden und die Sicherheit von der Gefahr durch Spannungen und neue Konflikte bedroht werden" sowie besonders in all denen, "für die wie für Jesus kein Platz in der Herberge ist", sagte der Papst. "Während heute Kriegsstürme über die Welt hinwegfegen und ein inzwischen überholtes Entwicklungskonzept weiterhin zum Niedergang des Menschen, des Sozialgefüges und der Umwelt führt, ruft uns Weihnachten zum Zeichen des Kindes zurück", so Franziskus wörtlich.
Es ist das fünfte Weihnachtsfest, das Franziskus als Oberhaupt von weltweit 1,2 Milliarden Katholiken feiert. Der Papstsegen "Urbi et orbi" von der Mittelloggia des Petersdoms gehört zu den Höhepunkten der Feierlichkeiten. Wie auch im Vorjahr sprach Franziskus direkt nach seiner Weihnachtsbotschaft das Angelusgebet, bevor er den Segen spendete. Rund 120 Sendeanstalten übertrugen die Zeremonie live.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Die Weihnachtsfeiern im Vatikan finden, wie inzwischen üblich, unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zugang zum Petersplatz wird nur nach Kontrolle gewährt; rund um den Vatikan sind verstärkt Polizei und Armee zu sehen. Den Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) spenden Päpste regelmäßig an Weihnachten und Ostern.