Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat zum Weihnachtsfest die Bedeutung des Ehrenamts und den Einsatz für gefährdetes Leben gewürdigt. "In der Verborgenheit geschehen oft wundervolle Dinge", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" am Freitag. Jeden Tag seien "Menschen für andere Menschen da. Sie leisten karitative Arbeit, helfen, heilen - ja retten manchmal sogar", so der Erzbischof. In diesem Sinne gelte es, das "Weihnachtswohlgefühl" nicht auf die eigenen Angehörigen zu beschränken. Der soziale Einsatz der Kirche sei nicht nur Dienst am Menschen selbst, sondern auch "ein Zeichen in die Gesellschaft hinein", betonte Woelki. "Ziel muss es sein, in einer Gesellschaft zu leben, die keinen zurücklässt."
Den Helfern stehe der Kern des Weihnachtsfests vor Augen: die allgegenwärtige Gefährdung des Lebens am Anfang wie am Ende, "wenn es zum Ballast für Angehörige und für das Sozialwesen zu werden droht", sagte Woelki. "Wohl dem, der dann nicht auf sich gestellt ist." Die Kirche setze sich für das Leben in allen seinen Formen ein, "ob gesund oder 'defekt', gewollt oder nicht gewollt, stark oder schwach", unterstrich der Kardinal. Ihr Auftrag sei es, "denen ein Obdach über Kopf und Seele zu geben, die keines haben; ihr Leben zu schützen, zu fördern, sie sich entfalten lassen". Es gehe darum, "mitzuhelfen, dass Gemeinschaft und Verständnis füreinander wachsen", sagte Woelki.
Overbeck mahnt in Weihnachtsbotschaft Kompromissfähigkeit an
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mahnt in seiner Weihnachtsbotschaft Kompromissfähigkeit in der Politik an. Diese sei in der heutigen pluralen Gesellschaft unerlässlich, erklärte der katholische Sozialbischof am Donnerstag in Essen. Er wandte sich gegen eine "kämpferische Rechthaberei" und forderte die Fähigkeit ein, sich selbstkritisch zu ändern und "korrekturoffen" zu bleiben. "Wer Politik gestaltet, übernimmt heute mehr und mehr Verantwortung für das Ganze", sagte Overbeck. In einer zunehmend vernetzten Welt gelte es, "neu nach dem Gemeinsamen zu suchen, das uns alle bindet". Identität könne "nie nur die isolierte Identität einer einzelnen Gruppe sein", sondern müsse "immer unter der Rücksicht von Frieden, Sicherheit, Gleichheit und Freiheit für alle Menschen" stehen. Nach einer Zeit, die vor allem von der Suche nach dem eigenen Ich bestimmt gewesen sei, gehe es heute um "die Entdeckung des anderen". Dies sei "zweifellos eine große Herausforderung", weil es bedeute, "auch im anderen Wahrheit zu entdecken". Grenzen für Kompromisse sieht der Bischof allerdings bei "klaren Gewissensentscheidungen". Doch auch in solchen Auseinandersetzungen müssten die Partner "Respekt vor dem anderen" bewahren. Dies gelte nicht nur für Politik und Gesellschaft, sondern auch für den Glauben und die Kirche. Eine positive Bilanz zog der Bischof mit Blick auf die Ökumene. Das Reformationsgedenkjahr 2017 habe gezeigt, dass sich "über und in allem Ringen um die Wahrheit" eine spirituelle Bewegung Bahn breche. Die Glaubwürdigkeit der Kirchen hänge heute vor allem "von ihrer spirituellen Kraft" ab. In einer pluralen Welt "erwächst für viele Christen eine Sehnsucht nach Einheit, die neue Kraft zum Zeugnis gibt", sagte Overbeck.
Erzbischof Heße verurteilt "modernen Antisemitismus"
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat zu Weihnachten einen "modernen Antisemitismus" verurteilt. Dieser zeige sich oft versteckt in Andeutungen, Unterstellungen oder auch offen in einer vermeintlichen "Israelkritik", so Heße in seiner am Freitag veröffentlichten Weihnachtsbotschaft. Rassismus, Menschenverachtung und Antisemitismus dürften aber keinen Platz in der Gesellschaft gewinnen. Es sei Aufgabe der Christen, gemeinsam gegen solche Tendenzen anzugehen. "So kann Toleranz, Offenheit und Pluralität sichtbar werden, die der religiösen und kulturellen Vielfalt in unserer Gesellschaft gerecht wird." Heße dankte in seiner Botschaft auch den vielen Helfern, die sich auch 2017 für Flüchtlinge eingesetzt haben. Sie stünden nicht mehr so im Fokus der Öffentlichkeit wie noch im vergangenen Jahr. Sie leisteten aber einen wichtigen Dienst für die Integration der ankommenden Menschen. Ihr Wirken trage dazu bei, dass sich keine Parallelgesellschaften aufbauten. Wichtig sei zudem der praktizierte interreligiöse Dialog. Er fördere das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religionen, so Heße.
Erzbischof Burger: An Weihnachten auf Gott vertrauen
Zum Vertrauen auf Gott in Krisen und Wendepunkten des Lebens hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger aufgerufen. "Wir müssen das Vertrauen haben, dass uns diese Veränderungen gelingen. Dass wir die Herausforderungen des Lebens tragen können, weil Gott sie mit uns geht", schreibt Burger in einem Gastbeitrag für die Weihnachtsausgabe der "Badischen Zeitung". Christen glaubten nicht an einen fernen, weit weg im Himmel existierenden Gott, sondern daran, dass Gott den Menschen zur Seite stehe.
"Gottes Menschwerdung in der Heiligen Nacht" sei dabei keine Idylle gewesen, betont Burger. Vielmehr sei die Geburt Jesu in einem Stall Hinweis darauf, dass Gott sich allen Menschen zuwende. "Gerade am Rand der Gesellschaft wird uns bewusst, wie klein sich Gott an Weihnachten gemacht hat und wie wertvoll jeder einzelne Mensch ist", so der Bischof. Dies dürfe auch in einem reichen Land wie Deutschland nie aus dem Blick geraten. Burger rief zur Solidarität etwa mit Wohnungslosen und zu Hilfen für die Leidtragenden internationaler Krisen wie den aus Myanmar vertriebenen Rohingya auf.
Münsters Bischof verärgert über schleppende Regierungsbildung
Münsters Bischof Felix Genn ärgert die schleppende Regierungsbildung in Berlin. Die Parteien hätten einen klaren Auftrag vom Wähler erhalten, sagte er im Interview der Tageszeitung "Westfälische Nachrichten" am Samstag. "Und jetzt sollten sie sehen, dass sie zu Potte kommen." Die deutsche Politik sollte auf Frankreich schauen, mit dessen neu gewähltem Präsidenten man Europa stabilisieren könne. "Die internen Probleme müssen wir doch gelöst bekommen. Ich kann dieses Gerangel um einzelne Punkte kaum verstehen", sagte Genn. Er rief Politiker wie SPD-Chef Martin Schulz oder den FDP-Vorsitzenden Christian Lindner dazu auf, über ihre Schatten zu springen: "Schauen Sie nicht nur auf sich selbst, sondern auf das große Ganze, was heute in dieser Gesellschaft und in Europa vonnöten ist."
Mit Blick auf die Weihnachtsmärkte bekundete der Bischof Bedauern, dass diese mit Maschinenpistolen und verriegelten Zufahrten gesichert werden müssen. "Aber es ist notwendig." Er sei dankbar, "dass Polizisten uns schützen". Die Menschen sollten aber nicht aus Angst den Großveranstaltungen fernbleiben. Sein Rat laute: "Einfach hingehen."
Kardinal Marx: Zweifel an Existenz Gottes sind "menschlich"
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht Zweifel an der Existenz Gottes als "menschlich" an. "Wie sollen wir uns Gott vorstellen? Wie seinen Willen verstehen?", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Interview der "Welt am Sonntag".
Menschen könnten sich von Gott gar keine Vorstellung machen. "Aber wir haben einen Anhaltspunkt, den er selbst uns gibt: das Kind in Bethlehem, der Mann aus Nazareth. Alles, was zu ihm passt, was in seine Richtung geht, das bringt uns in die Nähe Gottes. Das ist Christentum."
Ihn selbst habe 2010 das Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle in der deutschen Kirche zutiefst verunsichert, räumte der Münchner Erzbischof ein. "Ich hatte mir einfach nicht vorstellen können, welche Dimension das besaß." Damals hätten ihn große Zweifel überfallen - "nicht an der Existenz Gottes, aber an dem, was ich mir unter Kirche vorgestellt hatte. Und ich fragte mich: Gott, wo bist du?"
EKD-Ratsvorsitzender: Weihnachtsfreude wirkt Nationalismus entgegen
In seiner Weihnachtsbotschaft bezeichnet der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die Weihnachtsfreude als "stärkste Medizin gegen den Virus des Nationalismus, der Fremdenfeindlichkeit und des religiösen Fanatismus". Weihnachten sei das Fest der Liebe. "Jesus war Jude, aber seine Botschaft von Gottes Liebe hat alle Ländergrenzen übersprungen", sagte Bedford-Strohm in seiner Botschaft, die die EKD am Freitag verbreitete. Gottes Liebe gelte jedem Menschen auf dieser Erde. In Jesus sei Gott in die Welt gekommen: "Gott wird Mensch. Er wird nicht zuerst Deutscher, Amerikaner, Russe oder Chinese. Er wird einfach nur Mensch." Damit lege er "den Keim zu einer Revolution der Menschenliebe, der größten Revolution, die die Welt je gesehen hat", sagte der Ratsvorsitzende, der auch bayerischer Landesbischof ist. Bedford-Strohm plant, den Vormittag des Heiligabends mit Obdachlosen zu verbringen. Er will den Kälteschutz der Stadt München besuchen. Im Auftrag der Landeshauptstadt betreibt das Evangelische Hilfswerk München dieses Programm für Obdachlose, die sich im Stadtgebiet aufhalten.
Rekowski: Lob an "Friedensstifter" Jerusalems
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, lobte Menschen, "die sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit, die antisemitischen Hetzern widersprechen und Unterdrücker beim Namen nennen". Zudem begrüßte er das Wirken von "Friedensstiftern, die sich dafür einsetzen, dass Jerusalem nicht zum Faustpfand politischer Interessen wird, sondern eines Tages zur Stadt des Friedens wird".
Käßmann beklagt Entleerung des Weihnachtsfestes
Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017, kritisiert eine grassierende Inhaltsleere des Weihnachtsfestes. "Unsere Gesellschaft hat das Warten verlernt und auch Rituale und Tradition. Alle Lebensbereiche werden kommerzialisiert, auch christliche Bräuche sind Teil der Marktgesellschaft", schreibt sie in einem Gastbeitrag für die "Rheinische Post" am Samstag.
Sie könne mit Weihnachtsmärkten und "Last-Christmas-Gedudel" durchaus etwas anfangen. "Aber mit dem ursprünglichen Weihnachtsfest hat das alles nicht viel zu tun." Christen seien überzeugt, dass Menschen und Erde nicht sinnlos und verloren existierten, und dass Jesus gezeigt habe, wer Gott ist und wie Gott ist. "Ich weiß nicht, was Menschen am 24. Dezember feiern, die mit christlichem Glauben nichts am Hut haben. Weihnachten ist es jedenfalls nicht", so Käßmann.
"Natürlich können Menschen ein Winterwohlfühlfest feiern und sich dabei etwas schenken, keine Frage. Wer aber Weihnachten feiern will, kommt an Jesus nicht vorbei", schreibt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland weiter. "Wenn diejenigen, die feiern, überhaupt nicht mehr wissen, was sie feiern und warum, dann sollten sie es lieber lassen - oder sich ein ganz neues Fest ausdenken. Das hat ja in einer Welt, die auf Konsum und Kommerz fixiert ist, bei Halloween auch funktioniert."
Bischof Ackermann: Weihnachtsbotschaft ist für alle Menschen
Die Weihnachtsbotschaft richtet sich nach Worten des Trierer Bischofs Stephan Ackermann nicht nur an Christen. Die christliche Botschaft sei keine abgehobene Lehre, die nur Experten zugänglich wäre, sagte Ackermann in seiner Predigt am Sonntagabend im Trierer Dom. Sie stehe allen Menschen guten Willens offen. Das mache die Anziehungskraft des Weihnachtsfestes aus, trotz aller Übermalung, allen Kitsches und aller Ökonomisierung, sagte Ackermann laut Redetext. Die Botschaft gelte auch für Menschen, die sich dem Christentum und der Kirche fern fühlten.
Der Kern der Weihnachtsbotschaft sei, das Gott Mensch werde, sagte Ackermann weiter. Das sei ein für Religionen völlig ungewöhnlicher und einzigartiger Vorgang.
Kurschus: Geburt Jesu verbindet Gott mit den Menschen
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, hat zu Weihnachten die besondere Verbindung Gottes mit den Menschen durch die Geburt Jesu betont. "Nichts verbindet uns Menschen so sehr mit Gott wie diese Geburt", sagte Kurschus in einem am Sonntag vom ZDF ausgestrahlten Gottesdienst aus Bielefeld-Bethel. Gott, von dem alles Leben komme, lasse sich selber ein aufs Geborenwerden. "Ab jetzt sind Gott und Mensch, Himmel und Erde grundsätzlich nicht mehr auseinanderzuhalten", sagte die leitende Theologin der westfälischen Kirche.
Wie immer man als Mensch dastehe vor den Leuten oder vor dem strengen Blick des eigenen Urteils, Gott sei mit seiner Liebe da, sagte Kurschus weiter. Er sei bei allen, die zu Weihnachten an seiner Krippe zu Schwestern und Brüdern des Gotteskindes würden. Kurschus erinnerte auch den früheren Bethel-Leiter, Pastor Friedrich von Bodelschwingh, der gesagt habe, es gehe kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebe.