Zurückgetretener Ettaler Abt Barnabas Bögle wiedergewählt

Neuer, alter Abt

Das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal hat wieder einen Abt. Der im Februar im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal zurückgetretene Barnabas Bögle ist von seinen Mitbrüdern erneut zum Abt gewählt worden. Die Wahl hatte bereits am Sonntag stattgefunden.

 (DR)

Das oberbayerische Benediktinerkloster Ettal hat wieder einen Abt. Der im Februar im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal zurückgetretene Barnabas Bögle (53) wurde von seinen Mitbrüdern erneut gewählt, wie das Kloster am Montagabend bestätigte. Die Wahl fand bereits am Sonntag statt; das Ergebnis wurde vom Apostolischen Stuhl am Montagmittag bestätigt.

Bögle habe Pater Maurus Kraß erneut zum Prior und Pater Emmeram Walter zum Subprior bestellt, hieß es weiter. Der Antrag auf Zustimmung zur Wiedereinsetzung des Priors als Schulleiter des Gymnasiums sei beim Kultusministerium gestellt. Der Elternbeirat des Gymnasiums reagierte erleichtert auf die Rehabilitierung und Wiederwahl des Abts und des Priors. Das Ergebnis der Visitation habe «das Vertrauen, das die Elternschaft von Anfang an in die Klosterführung gesetzt hat, vollstens bestätigt».

Bögle und Prior Maurus waren im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal auf Drängen des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx Ende Februar zurückgetreten. Dem Abt war vom Erzbistum im Zuge der Aufarbeitung vorgeworfen worden, 2005 einen Verdachtsfall nicht pflichtgemäß gemeldet zu haben. Im März folgte eine mehrtägige Apostolische Visitation des Klosters.

Wie am Freitag bekannt geworden war, schlossen sich die Visitatoren der Ordenskongregation der Auffassung des Münchner Ordinariats nicht an. Beide Benediktiner hätten keine Fehler gemacht, lautete das Urteil. Einer Rückkehr in ihre Ämter stehe nichts entgegen.
«Selbstverständlich akzeptieren wir die Entscheidung Roms», sagte daraufhin Bistumssprecher Bernhard Kellner.

In einer am Montagabend veröffentlichten Erklärung hält der wiedergewählte Abt fest, er wolle mit Transparenz und Entschiedenheit die Aufklärung und Aufarbeitung der Missbrauchsfälle vorantreiben. Mit Opfern und Opferschutzverbänden stehe man in intensivem Kontakt. Aber auch im Kloster selbst müsse eine angemessene Aufarbeitung erfolgen. «Wir brauchen Transparenz. Nichts darf vertuscht werden, und es darf kein Wegschauen geben.»

Zugleich betonte Bögle, die Wiederherstellung der regulären Klosterleitung sei laut Apostolischer Visitation im Einvernehmen mit dem Münchner Erzbistum erfolgt, mit dem er auch für die Zukunft die respektvolle Zusammenarbeit erhoffe. Am 13. April war der Abschlussbericht des vom Erzbistum eingesetzten Sonderermittlers Thomas Pfister veröffentlicht worden. Demnach wurden in Schule und Internat von Kloster Ettal Kinder und Heranwachsende über Jahrzehnte hinweg bis etwa 1990 brutal misshandelt, sadistisch gequält und sexuell missbraucht. Betroffen seien als Täter 15 Patres und weit mehr als 100 Opfer, hieß es.

Die Ettaler Benediktiner haben mittlerweile ein umfassendes Opfer-Hilfskonzept erarbeitet. Dennoch wird die Aufarbeitung seitens des Klosters aus den Reihen der Missbrauchsopfer bis heute als unzureichend kritisiert.

Bögle war 2005 zum 38. Abt gewählt worden. Der ehemalige Schüler des Benediktinergymnasiums, der 1980 in den Orden eintrat, studierte Philosophie und Theologie in Würzburg. Nach der Priesterweihe 1985 folgte ein weiteres Studium der Altphilologie in Regensburg. Anschließend lehrte er am ordenseigenen Gymnasium die Fächer Religion, Latein und Archäologie. Außerdem war er Präfekt im Internat und dessen stellvertretender Direktor.