Fünf Kandidaten ringen in Peru um die Präsidentschaft

Mit Tanz und Musik

Peru ist ein wirtschaftlich aufstrebendes Land und gilt unter privaten Investoren als eines der vielversprechendsten in Südamerika. Fünf Präsidentschaftskandidaten ringen hier um die Wählergunst am Sonntag. Die vier Männer und eine Frau geben dabei alles – Intellektuelle sind aber genervt.

Autor/in:
Camilla Landbö
 (DR)

Der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa spricht von einem "clownesken Turnier".  Ideologische Debatten seien kaum geführt worden, dagegen habe es alle möglichen Show-Einlagen gegeben. In der Tat tanzen, singen und kochen die Kandidaten seit Wochen in Fernsehsendungen und beweisen sich gegenseitig mit Haarproben, dass sie ein drogenfreies Leben führen.



Das liberale Wirtschaftsmodell in Peru hat in den vergangenen Jahren dem an Bodenschätzen reichen Land viel Geld eingebracht. Über ein Drittel der rund dreißig Millionen Peruaner leben jedoch unter der Armutsgrenze. Waren bei den letzten Wahlen 2006 vor allem die Stabilisierung der Demokratie und Wirtschaft Hauptthemen der Kampagne, sind es diesmal Bildung, Gesundheit, die Bekämpfung des Drogenhandels und der Armut.



Toledo war schon an der Spitze

Mit 15 Geschwistern wuchs Alejandro Toledo in einer ärmlichen Behausung auf, ohne fließendes Trinkwasser. Um seine Eltern finanziell zu unterstützen, putzte er als Kind die Schuhe anderer. Dann die Wende: Toledo gewann ein Stipendium und studierte Wirtschaft an renommierten Universitäten in den USA. Nach seiner Rückkehr wählten die Peruaner 2001 den Mann mit den indigenen Gesichtszügen für fünf Jahre zu ihrem Präsidenten. Für seine diesjährige Wahlkampagne besuchte Toledo Armenviertel und versprach den Bedürftigen die Umverteilung des Reichtums. Trotz Korruptionsskandalen während seiner ersten Präsidentschaft wollen ihm viele eine zweite Chance geben. Auch wenn der Befürworter der Homo-Ehe und des Schwangerschaftsabbruchs in den letzten Umfragen auf Platz zwei gerutscht ist (20 Prozent), gilt er immer noch als einer der aussichtsreichsten Kandidaten.



An die Spitze gerückt ist mit 21 Prozent der Ex-Militär der peruanischen Armee Ollanta Humala - der einzige linksgerichtete Kandidat. Der Mestize verspricht etwa, die multinationalen Konzerne höher zu besteuern. Damit unterscheidet er sich von den anderen Kandidaten, die angekündigt haben, das derzeitige liberale Wirtschaftsmodell fortzuführen. Humala vertritt die Interessen der indigenen Bevölkerung und ist Favorit der katholischen Kirche: Der 48-Jährige hat sich klar gegen die Homo-Ehe ausgesprochen. Deswegen gingen ihm allerdings bereits bei den Präsidentschaftswahlen 2006 einige Stimmen in der linken Wählerschaft verloren. Er erlag in der Stichwahl dem amtierenden Staatschef Alan Garcia.



Nur wenige Prozente zwischen den Topfavoriten

Als einzige Frau tritt die japanischstämmige Keiko Fujimori an. Die Tochter des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, der 2009 wegen Menschenrechtsverletzungen zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, belegt derzeit mit 19 Prozent Platz drei in den Umfragen. Ihre Parlamentsliste ist gespickt mit ehemaligen Mitstreitern und Ministern ihres Vaters, die die Straftaten gedeckt haben oder darin verstrickt waren. Experten zufolge ist es mehr als klar, dass die 36-jährige Keiko mit einer Wahl ihren Vater aus dem Gefängnis befreien will.



Mit 15 Prozent auf Platz vier der Umfragen findet sich Pedro Paul Kuczynski, der wegen seines schier unaussprechbaren Namens einfach PPK genannt wird. PPK war mehrmals Minister in Peru, Direktor verschiedener Großbanken in den USA und ist US-Staatsbürger - etwas, was die Peruaner eher befremdet. Auf die letzte Stelle der Topfavoriten ist dagegen Limas neoliberaler Ex-Bürgermeister Luis Castaneda zurückgefallen. Momentan ist er in mehrere Korruptionsskandale in Lima verstrickt.



Nur wenige Prozente also liegen jeweils zwischen den fünf Topfavoriten. Experten zufolge hat Ollanta Humala gute Chancen in die Stichwahl zu kommen, aber weniger gute Präsident zu werden. Viele in Peru empfinden den Ex-Militär als zu autoritär. Letztendlich könnten alle fünf die erste Runde schaffen, sagen Analytiker. Sicher sei nur, dass keiner im ersten Durchlauf die notwendigen Stimmen erreichen werde. Das bedeutet: Am 5. Juni kommt es zur Stichwahl.