Die Grabeskirche im christlichen Viertel in der Jerusalemer Altstadt wurde ursprünglich 325 nach Christus unter Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, erbaut. Sie soll sich der Überlieferung nach an der Stelle befinden, wo Christus nach seinem Tod am Kreuz beerdigt wurde und wieder auferstand.
Damit zählt sie zu den wichtigsten Orten der Christenheit. Christen verehren dort den Ort der Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu. Orthodoxe Christen sprechen deshalb auch nicht von Grabeskirche, sondern von Auferstehungskirche (Anastasis). Jährlich ist die Kirche Ziel Hunderttausender Besucher.
Nach Erkenntnissen der modernen Archäologie spricht vieles dafür, dass Jesu Grab auf dem Gelände der Kirche gelegen haben kann. Anders als heute lag das Grundstück vor 2.000 Jahren außerhalb der Stadtmauern. Die erste Kirche an dieser Stelle wurde unter Kaiser Konstantin im Jahr 335 geweiht.
Nach Zerstörungen im 7., 11. und 19. Jahrhundert kam es jeweils zu Wiederaufbauten und Ergänzungen. Dabei entstand ein unübersichtliches Gewirr aus kleineren Kirchen, Kapellen und Anbauten, in denen der einzelnen Ereignisse der biblischen Berichte gedacht wird. Prägend für den heutigen, überwiegend hellenistischen Baustil waren Veränderungsmaßnahmen im 12. und im 19. Jahrhundert, nachdem 1808 ein Feuer die Rotunde über der mutmaßlichen Grabstelle zerstörte.
Die Kapelle mit ihrer kleinen Kuppel besteht aus zwei Kammern. In der ersten befindet sich ein Stein, der zum ursprünglichen Grab von Jesus Christus gehören soll. In der zweiten Kammer beten Gläubige an einer Steinplatte, die dem Originalgrab nachempfunden sein soll. Insgesamt erstrecken sich die Gebäudepartien über eine Fläche von etwa 100 mal 120 Metern; nicht alle sind zugänglich.
Die Grabeskirche ist heute gemeinsamer Besitz verschiedener Konfessionen. Die größten Teile entfallen auf griechisch-orthodoxe, westlich-katholische (lateinische) und armenisch-orthodoxe Christen. Wenige Partien gehören koptischen, syrischen und äthiopischen Orthodoxen.
Immer wieder gab es zwischen den Konfessionen Streit um Ausgestaltung oder Nutzung des Gotteshauses. Um diese Konflikte zwischen Katholiken, orthodoxen Griechen, Armeniern, Kopten, Syrern und Äthiopiern zu mindern, wurde 1852 ein Status Quo festgelegt. Er ist im Wesentlichen bis heute gültig und regelt unter anderem das Recht auf bestimmte Gottesdienstzeiten.
Kurz vor ihrem Abzug errichteten die Briten 1947 noch ein Stahlkorsett um das Heilige Grab. Dieses wurde bis März 2017 abgebaut und der Bau statisch gesichert. Vom ursprünglichen Bau ist nur die Grabkapelle und die mächtige Rotunde erhalten. Die Kirche zählt zum Unesco-Welterbe. (KNA, dpa/06.05.2024)