Jüdisches Krankenhaus Berlin

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Im Jahre 1756 wurde das erste "Krankenhaus" der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Oranienburger Straße gegründet. Somit ist das Jüdische Krankenhaus neben der Charité das älteste und traditionsreichste Krankenhaus unserer Stadt. Das ursprüngliche Gebäude war vier Stockwerke hoch, 20 Fenster breit und hatte 12 Stuben. Arzt am Jüdischen Krankenhaus war der bekannte Arzt und Philosoph Marcus Herz. Nach einer Neuorganisation wurde es umbenannt in "Krankenverpflegungsanstalt der Jüdischen Gemeinde". Wie auch die Charité war es eine Institution der Armenpflege. Seine Aufgabe war die Heilung, Pflege und Unterstützung der Armen. 

Erhebliche Raumprobleme machten einen Neubau erforderlich. Dieser wurde im Jahre 1857 von der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde beschlossen. Dem königlichen Baurat Eduard Knoblauch wurde der Entwurf für ein neues Jüdisches Krankenhaus anvertraut. Dieser hatte gerade die Synagoge in der Oranienburger Straße gebaut. Im Jahre 1861 wurde das Jüdische Krankenhaus in der Auguststraße eröffnet. In Berlin und in Deutschland galt das Krankenhaus als eine vorbildliche und richtungsweisende Einrichtung der medizinischen Lehre, Forschung und Patientenversorgung. Bekannte Mediziner wie Ludwig Traube, Bernhard von Langenbeck, Hermann Strauß und James Israel behandelten im Jüdischen Krankenhaus. 

James Israel war eine anerkannte Kapazität mit internationalem Renommee auf dem Gebiet der Nieren- und Blasenchirurgie. Im Jahre 1915 reiste Israel nach Istanbul, um in geheimer Mission den Sultan Mohammed V. zu behandeln.

Die Einwohnerzahl Berlins wuchs zwischen 1885 und 1900 immens, von 1.315.000 auf 1.888.000. Die Zahl der in der Stadt lebenden Juden erhöhte sich von 64.383 auf 92.206. Die Anzahl der Patienten im Jüdischen Krankenhaus nahm ständig zu. Zudem wurden die Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten als Folge des medizinischen Fortschritts immer umfangreicher. Wiederum stand ein Krankenhausneubau an, der in der Schulstraße vollzogen wurde. Am 22. Juni 1914 wurde das neue Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde im Bezirk Wedding seiner Bestimmung übergeben.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann das traurigste Kapitel der traditionsreichen Geschichte des Krankenhauses der Jüdischen Gemeinde. Die Juden wurden politisch, sozial und physisch verfolgt, jüdischen Ärzten wurde die Approbation aberkannt, sie durften nur noch Juden behandeln. Hermann Strauß und Paul Rosenstein stehen stellvertretend für viele berühmte Ärzte, die nach 1933 am Jüdischen Krankenhaus in Wedding tätig waren. Das Krankenhaus war Sammellager und Zwischenstation für die Transporte der Juden in die Konzentrationslager. Es wurde Ghetto, aber auch Zufluchtstätte für Untergetauchte. Zur Befreiung im Jahr 1945 sollen sich zwischen 800 und 1.000 Menschen innerhalb seiner Mauern versteckt gehalten haben.

(Quelle: Jüdisches Krankenhaus Berlin)