Die Kathedrale von Nantes zählt zu den bedeutendsten Werken der französischen Spätgotik. Der Bau des Gotteshauses, das den Aposteln Peter und Paul geweiht ist, begann 1434 und zog sich über Jahrhunderte. So entstanden Mittelschiff, Querhaus und Seitenschiffe im 17. Jahrhundert; erst 1891 wurde die Kirche mit dem Chor und der Vierung fertiggestellt.
Charakteristisch sind die beiden quadratischen Glockentürme, die wie bei fast allen französischen Kathedralen ohne Turmspitze blieben. Mit rund 38 Metern Höhe gehört das Gewölbe zu den höchsten Kathedralgewölben in Frankreich. Bedeutend sind auch die beiden großen Orgeln des Gotteshauses, darunter die Hauptorgel auf der Westempore, die durch den Großbrand am Samstag offenbar weitgehend zerstört wurde.
Bereits im 3. Jahrhundert wurde das Bistum Nantes gegründet, das heute das Gebiet des Departements Loire-Atlantique umfasst. Im 4. Jahrhundert wurde die Diözese kanonisiert. Derzeit ist sie vakant und wird von Diözesanadministrator Francois Renaud geleitet. Der Brand der zentralen Kirche des Bistums sei sehr traurig für die Stadt, twitterte er. "Jeder ist mit dieser Kathedrale verbunden."
Stets stand die Kathedrale auch im Brennpunkt der politischen Verhältnisse ihrer Zeit. Nachdem die einfallenden Wikinger den Vorgängerbau in der küstennahen Stadt geplündert und zerstört hatten, konnte der bretonische Herzog Johannes V. im 15. Jahrhundert den Grundstein für den aufwändigen Bau legen, weil er sich im Hundertjährigen Krieg gegen die Engländer relativ neutral verhielt. Während der Französischen Revolution als Pferdestall missbraucht, gewann die Kirche unter Napoleon ihre Würde als Kathedrale zurück.
Am 15. Juni 1944 zerstörten alliierte Bomben Teile des Baus. Die Restaurierung war immer noch unvollendet, als 1972 ein Feuer bei Reparaturarbeiten neue Schäden anrichtete. Erst Mitte der 1980er Jahre erstrahlte die Kathedrale wieder im alten Glanz.
Nach dem Feuer am Samstag steht der Verdacht der Brandstiftung im Raum. Bereits 2013 waren Unbekannte in die Kirche eingebrochen und hatten offenbar aus kirchenfeindlichen Motiven den Chorraum verwüstet und mit Schmierereien geschändet. (KNA)