Der Mariendom in Neviges, ein gigantisches verschachteltes Zelt aus Beton, wurde von Stararchitekt Gottfried Böhm im Stil des Brutalismus entworfen und 1968 eingeweiht. Das Marien-Gnadenbild, das hier verehrt wird -die eigentliche Ursache, dass dieser Dom gebaut wurde- steht in einer Nische, gleich neben dem Eingang. Es ist in einer Säule eingelassen, ein Buchdruck in schwarz-weiß, nicht größer als eine Seite aus einem Notizblock. Das Bild zeigt Maria, die eine Schlange zertritt. Die Schlange steht für das Böse, für die Sünde. 1680 hatte der Franziskanerpater Antonius Schirley das Bild in seiner Klosterzelle an die Wand gepinnt und davor zu Maria gebetet. Da hörte er eine Stimme: "Bringe mich nach dem Hardenberg (in Neviges), da will ich verehret sein".
"Das ist das Geniale dieses Gnadenbildes", schwärmt Abbé Phil von der Gemeinschaft St. Martin, die die Wallfahrtsstätte betreut. "Das ist überhaupt das Geniale des ganzen christlichen Glaubens: Das allermeiste, was wir verehren, ist nichts Besonderes, sondern wir verehren hier tatsächlich nur ein Bildchen, das allein durch ein paar Heilungen beglaubigt ist. Nur ein Bildchen, vor dem die Gottesmutter gesagt hat: Verehret mich halt hier. Und dazu will ich meinen Segen geben". Seitdem sind Wunderheilungen in Neviges mit der Hilfe von Maria die Gegenwart Gottes an diesem Ort beglaubigt.
Jedes Jahr am 1. Mai wird die Wallfahrtssaison in Neviges feierlich eröffnet, zur Eröffnungsmesse kommen bis zu 1.700 Gläubige in den Dom und anschließenden Lichterprozession. Organisiert wird dies alles von der Gemeinschaft Sankt Martin, eine Vereinigung päpstlichen Rechts von Priestern und Diakonen, die in Gemeinschaft leben, so ihren Dienst erfüllen und in verschiedenen Diözesen, vor allem in Europa wirken und eingesetzt werden.
Die Gemeinschaft Sankt Martin wurde 1976 von Jean-François Guérin im Zuge der Erneuerungsbewegung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gegründet. Das Mutterhaus und das Priesterseminar befinden sich in Évron in Westfrankreich. Die Priester und Diakone dieser Gemeinschaft stehen im Dienst von mehr als 20 Diözesen in Frankreich, Italien und auf Kuba. Sie sind dort vor allem in Pfarreien, an Wallfahrtsorten und in der Schulseelsorge tätig.
Seit dem 1. September 2020 sind drei Priester der Gemeinschaft Sankt Martin in Pfarrei und Wallfahrt in Neviges und Tönisheide tätig: Abbé Thomas Diradourian als leitender Pfarrer, Abbé Ignace Duchatel als Pfarrvikar und Abbé Phil Schulze Dieckhoff als Kaplan. Sie wohnen als Kommunität im ehemaligen Franziskanerkloster in Neviges. Die feierliche Einführung der Gemeinschaft in Neviges war am 27. September 2020. Weiterführende Informationen: www.mariendom.de (DR/PEK).