Danija Krieg ist schon zweiten Mal nach Bosnien an die kroatische Grenze aufgebrochen, um Geflüchtete zu treffen und Ihnen zu helfen. Und das, obwohl sie nach dem ersten Mal lange brauchte, um die Erlebnisse zu verarbeiten. "Die Menschen haben nichts. Einfach gar nichts. Selbst Tiere werden besser behandelt", sagt sie, immer noch schockiert.
Weil ich Krieg und Flucht kenne, will ich nicht wegschauen
Seit drei Jahren, seit dem die europäische Außengrenze in Ungarn und Serbien mit Stacheldraht und Kameras geschlossen wurden, stranden unwissentlich immer mehr Menschen an der bosnisch-kroatischen Grenze. "Die Menschen wissen nicht, was sie tun. Sie denken, sie sind in Europa", erzählt Danija Krieg.
An die schrecklichen Bilder der obdachlosen Familien im Wald, der misshandelten Frauen und Männer, den hungernden Menschen in Fabrikruinen, will sie sich nicht gewöhnen. "Das sind Menschen wie wir", sagt sie. Weg schauen kommt für Danija Krieg so wenig infrage, wie für ihre Mitstreiter*innen beim Kölner Spendenkonvoi. Hören Sie in der Sendung, was Danija Krieg vor Ort erlebt hat.
Ich will helfen, weil ich es kann. Und weil ich weiß, was es bedeutet.
Die Geflüchteten freuen sich am meisten darüber, dass ihnen Menschen zuhören, dass sie nicht vergessen sind. Danija Krieg wundert das nicht. Sie hat am eigenen Leib erfahren, was Krieg und Flucht bedeuten. Hören Sie in der Sendung, was Danija Krieg auf der Flucht vor Belagerung und Krieg in Sarajevo erlebte.
Warum Danija Krieg ein ganzes Jahr lang nicht wusste, ob ihr Vater lebt, warum sie nicht im Irak, wo sie in Bagdad eingeschult war, bleiben konnte, das erzählt sie in der Sendung selbst. Hören Sie aber auch, warum ihre fünf Kinderjahre in Istanbul trotz allem eine schöne Zeit waren. Und welche Rolle dabei ein Nachbar spielte, der das einsame Flüchtlingsmädchen Danija und ihren kleinen Bruder über die Straße von Fenster zu Fenster mit Origamifiguren unterhielt.
Studieren in Deutschland, Arbeiten in Marokko, dem Nordirak und der Ukraine
Danija Krieg hat in der Schule in Bagdad arabisch, in Istanbul türkisch und in Sarajevo bosnisch gesprochen. Ihr internationales Abitur hat sie in Englisch abgelegt, ihren Master in Deutschland gemacht. Obwohl Deutsch ihre fünfte Sprache ist, nehmen wir diese Sendung online von Kiew aus, wo Danija Krieg heute für die GIZ arbeitet und Russisch lernt.
Mit viel Charme und sehr lebendig erzählt Danija Krieg, wie sie in Marokko Frauen unterstützte, sich mit den Kochkünsten ihrer Großmütter ein besseres Leben zu bauen. Wie sie im Nordirak syrischen Geflüchteten half, Treibhäuser zu bauen, damit sie sich ernähren und einen dauerhaften Lebensunterhalt im Exil aufbauen konnten.
Eine Sendung über Flucht und Krieg. Und die Würde von Menschen, die eh schon alles verloren haben. Am Ende ein leidenschaftlicher Appell, gemeinsam mit dem Kölner Spendenkonvoi e.V. und vielen Unterstützer*innen, die Menschen an der bosnisch-kroatischen Grenze endlich aus ihrem Albtraum zu befreien.
Erstsendung: 17.01.2021