Gabriele Bergau ist eine Frau, die sich Hindernissen hartnäckig widersetzt. Stunden und Tage, Zeit und Geld hat sie investiert, damit wir diese Sendung online aufnehmen können. Chapeau, finde ich. Dass Gabriele Bergau in so kurzer Zeit, so viel für Straßenkinder in indischen Slums auf die Beine gestellt hat, überrascht mich auch nicht mehr. Aber der Reihe nach.
Angefangen hat alles mit einem harten Schicksalsschlag. Völlig überraschend wurde Gabriele Bergau Witwe, ihr Mann starb mit Anfang 50. Es war der aus Indien stammende Pater Thomas, der erst ihren Mann in den Tod und dann Gabriele Bergau aus tiefer Trauer wieder ins Leben begleitete. Dankbar und nicht ahnend, was diese Frage für ihr Leben bedeuten würde, fragte Gabriele Bergau Pater Thomas nach einem Ort in seiner Heimat, an den sie etwas spenden könne.
Schmetterlinge müssen fliegen können
Pater Thomas erinnerte sich an das Projekt seines indischen Mitbruders Pater Anil. Der Karmeliter hatte eines Tages 20 über Nacht in die Millionenstadt geflüchtete Familien beobachtet. An einer vierspurigen Straße hockten fortan die Kinder, arbeiteten fortan von früh, um farbenfrohe indische Götter aus Gips für reiche Familien herzustellen. Dass sie selber für immer im Dreck und Staub bleiben sollten, schnitt Pater Anil so ins Herz, dass er Slumschulen für die Kinder gründete.
Als Gabriele Bergau sich den Film "Schmetterlinge müssen fliegen können" ansah, änderte sich alles für sie. "Diese so unvorstellbare Not und Armut dieser Kinder hat mich einfach nicht mehr losgelassen", erzählt Gabriele Bergau über diesen Moment. Sie erzählt auch, warum "Aanchal", ein Hindiwort für einen Teil der traditionellen Saris, dem Projekt den Namen gibt.
Aanchal. Schutz und Würde für Kinder
Wie Gabriele Bergau, die von sich sagt: "Ich bin niemand für die erste Reihe", ihr Herz in die Hand nahm und vor Ort in ihrem Seelsorgebereich "an Bröhl und Wiel" Hunderte Menschen gewann? Wie sie viele zehntausende Euro Spenden sammelte, ein Heim für 40 Mädchen federführend finanzierte und welche Abenteuer ihre Reisen nach Indien nach sich zogen? Das alles erzählt sie so unprätentiös wie anschaulich in der Sendung.
Eine Sendung, in der Gabriele Bergau uns aber auch Einblick in ihre eigene Geschichte gewährt, der ihre Verbundenheit mit den Kindern auf der Straße noch verständlicher macht. In den 1950er Jahren unehelich geboren und mit einem entsprechenden Makel behaftet, gewährte ihre Oma der Enkelin Zuflucht und ein liebevolles zu Hause. Gabriele Bergau beweist zudem, wie trotz aus Armut folgender fehlender Bildungschancen eine spannende Karriere werden kann.
Ich sage ja, Gabriele Bergau ist eine hartnäckige, kluge Frau. Von ihrem großen Herz hören Sie in der Sendung am besten selbst.
Erstsendung: 21.03.2021