Hans-Otto von Danwitz

Vorsitzender der Diözesanarbeitsgemeinschaft des Verbandes der Katholischen Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Aachen
Hans-Otto von Danwitz / © privat (ak)

Tagebau Hambach und Kommunionkinder im sozialen Brennpunkt, Armut in Afrika und Arbeit in der Industrie: für Hans Otto von Danwitz, Leiter der "Gemeinschaft der Gemeinde" der Stadt Düren, gehört politisches Engagement zu seinem Priestersein.

Wie ein roter Faden zieht sich das Streben nach Gerechtigkeit, dir Frage, was müssen wir tun, damit es mehr Armut und weniger Gerechtigkeit gibt, das Leben von Hans-Otto von Danwitz. Kein Wunder also, dass der in Düren neu entstandene Pfarrverband "St. Lukas" heißt: "Der Evangelist ist ja einer, der sich die Armen besonders auf die Fahnen geschrieben hat." 

Die Menschen legen schlicht die Hand aufs Haupt

Die Heilige Anna, also die Mutter Marias oder die Großmutter von Jesus, wird in Düren im Rheinland besonders verehrt. Da gibt es die Annaoktav, eine Festwoche im August, und die Anna Kirmes, ein Volksfest zu dem mehr als eine Million Besucher kommen. "Traditionell kommen viele Menschen in die Kirche, bevor sie zur Kirmes gehen. "In der Kirche ist dann die Reliquie ausgestellt: "Die Menschen legen schlicht ihre Hand oben auf die Schädelplatt. Mich rührt, wie sie ihr Leben anvertrauen."

Düren gehört zu den im Krieg fast komplett zerstörten Städten. Auch die Annakirche musste wieder aufgebaut werden. "Rudolf Schwarz, der Architekt hat den Kirchenraum so gebaut, dass er etwas mütterliches hat in dem man sich geborgen fühlen kann."  

Wenn ich nicht anpacke, fehlt mir was

Hans-Otto von Danwitz stammt von einem großen Bauernhof vom Niederrhein. Mit vielen Geschwistern groß geworden hat er "früh gelernt, was anpacken heißt. Nur rumsitzen, das kann ich bis heute nicht. Ich bin dankbar, dass wir Kinder so früh Verantwortung bekommen haben".  

Vom Niederrhein zog es den Abiturienten ins Priesterseminar, im Freisemester studierte er an der Elfenbeinküste Theologie. Danach war es unmöglich, einfach weiter Theologie zu studieren. "Ich habe die Frage mitgebracht, wie ich hier weiterleben kann, mit all den neuen Erfahrungen." Zur Antwort auf diese Frage gehörte ein Industriepraktikum und der Auftrag "den Blick der Kleinen und Schwachen zu bewahren und so die Welt verändern." Fortan der Einsatz für Menschen am Rande unserer Gesellschaft. 

Kreuzweg zum Tagebau Hambach

Als in Inden, eine Gemeinde, die vom Tagebau Hambach weggebaggert werden sollte, ein Pfarrer gebraucht wurde, überlegte  Hans-Otto von Danwitz nicht lange: "Hier gab es alles, was mich ausmacht: die gesellschaftlich politische Komponente genauso wie Schützenfest und Traditionen." 

Die Umsiedlung der Menschen aus den weggebaggerten Orten war leidvoll. Hans-Otto von Danwitz begleitet das Leid und die Verluste, suchte nach Ausdrucksformen: "Wir haben das Aachener Friedenskreuz als Zeichen der Versöhnung bis an den Rand des Tagesbaus getragen."

Wut und Zweifel

Zum Ausgleich für so viel Engagement, pilgert Hans-Otto von Danwitz jedes Jahr. In der Sendung erzählt er z.B. von den Abenteuern auf den Spuren des Heiligen Paulus und 4500 km langem Pilgerweg von Rom nach Jerusalem. 

Wütend ist der ehemalige Sprecher des Priesterrates im Bistum Aachen angesichts der aktuellen kirchlichen Skandale: "Das Lied ich stehe mit leeren Händen hier kommt mir oft in den Kopf. Auch die zweite Zeile, von Zweifeln ist mein Leben übermannt."

Dabei sind die Zweifel von Hans-Otto von Danwitz Zweifel ganz und gar grundsätzlicher Natur: "Bis an die Grenzen. Ich frage mich, wie verantwortlich ist es, überhaupt in der Kirche zu bleiben."

Macht dürfe nicht länger konzentriert und schon gar nicht bei Männern konzentriert sein. "Es braucht ein starkes Zeichen von der Basis". 

Viel Zeit ist nicht mehr.

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DR