Irmgard Boekels

Dr. Irmgard Boekels / © privat (ak)

Zusammen mit ihrem Mann führt Irmgard Boekels eine Landarztpraxis am Niederrhein in der zweiten Generation. Die Menschen hier kennen und schätzen das Ehepaar, das sich in den Mittagsstunden zwischen ihren Sprechstunden Zeit für Hausbesuche nimmt. Nach Ostern haben die beiden auf den Urlaub und die Familienzeit mit den vier Kindern verzichtet und stattdessen so viele Menschen wie möglich geimpft. Auf die heftigen Reaktionen waren sie nicht vorbereitet.

Impfneid und Aggressionen

„Die Impfung gegen Corona ist mit Abstand die schwierigste Aufgabe, die wir seit Jahrzehnten hatten, das verlangt uns viel ab“. Es sei ein immenser Aufwand, sagt Irmgard Boekels und zählt die sich ständig ändernden Auflagen, die komplizierte Organisation im Praxisalltag, die langen Patientenlisten, die auf Dringlichkeit durchgeschaut werden müssen und, vor allem, die kräftezehrenden, unzähligen Gespräche mit den Menschen auf.

 „Mit den heftigen Emotionen, die über uns hereinbrechen, haben wir nicht gerechnet“, berichtet die Ärztin: Impfneid und Panik, Aggression und Einschüchterung, vor allem das Praxisteam muss vor manchen Menschen geschützt werden. „Wir müssen jetzt alle die Nerven behalten“, appelliert die Medizinerin in der Sendung.

Der Tod ist ein Wunder

Irmgard Boekels lebt am Rande eines Naturschutzgebietes: „Mein Lebenselixier“. Die Natur hat schon in ihrer Kindheit in der Eifel eine große Rolle gespielt. Wie Irmgard Boekels trotz ihrer abgelegenen Eifelheimat neben der Natur auch die Musik und Kontemplation für sich entdeckte, erzählen wir im Podcast.

Ein Leben als Priesterin oder in einem Kloster war durchaus eine Option. „Aber für eine Konversion zum evangelischen Glauben“ habe es wegen ihrer Verwurzelung im katholischen Glauben dann doch nicht gereicht.

Die Antworten auf die großen Lebensfragen suchte Irmgard Boekels dann in der Medizin. Als ihr Vater todkrank wurde, begleitete die damalige Medizinstudentin ihn. „Der Tod ist wie ein Wunder, plötzlich ist in dem geliebten Menschen kein Leben mehr“.  Der Tod des Vaters war ein großer Einschnitt, wir erzählen, wie er die Medizinerin Irmgard Boekels prägte.

Ein Hausbesuch und manchmal verstehe ich alles

Irmgard Boekels liebt ihren Beruf. „Langeweile gibt es nicht. Mehrmals in der Stunde weiß ich nicht, was die Menschen brauchen, die unsere Hilfe suchen“. Behilflich sein, den nächsten, passenden Schritt für jede und jeden zu finden, ist Irmgard Boekels eine große Freude.

Auch wenn Hausbesuche nicht lukrativ sind, sind sie für Irmgard Boekels zentral: „Ein Hausbesuch und manchmal verstehe ich alles“. Wie lange aber noch Menschen bereit sind, so zu arbeiten wie das Ehepaar Boekels, weiß sie nicht. „Zu uns kommen oft Studenten, sagen, wie spannend sie die Arbeit finden. Aber sie sagen auch, dass sie niemals soviel arbeiten wollen.“

Wie die Zukunft der hausärztlichen Medizin aussehen könnte, warum Irmgard Boekels glaubt, dass der Klimawandel neue Krankheiten mit sich bringen wird und warum sie sich am Foodsharing beteiligt, erzählen wir am Ende des Podcasts.