Jaqueline Flory

Jaqueline Flory / © privat (ak)

„Es ist wirklich schade, dass wir da nichts tun können“, sagte der damals fünfjährige Sohn von Jaqueline Flory resigniert, als im Herbst 2015 viele Menschen am Münchner Hauptbahnhof ankamen. Dieser Satz hat Jaqueline Flory alarmiert. Wenn sich jetzt schon Kindergartenkinder ohnmächtig fühlen und denken, dass man Not und Elend in der Welt nur hinnehmen kann, dann haben wir als Eltern versagt, befindet sie schockiert.

Wir sind nicht ohnmächtig

Jaqueline Flory belässt es nicht bei dem Zorn. Sie ist überzeugt, dass Kinder diese Ohnmachts-Haltung von den Erwachsenen lernen. Fälschlicherweise lernen: „Wir haben uns das Achselzucken angewöhnt. Aber damit geben wir unsere Verantwortung ab.“

Jaqueline Flory nimmt ihre Verantwortung an und legt los: Sie sammelt Spenden und aktiviert viele Menschen im Umkreis der Schulen ihrer Kinder. Wobei es ihr nicht, wie so vielen Menschen in der Hilfe für Geflüchtete seit 2015, um Hilfe für die Menschen geht, die zu uns ins Land gekommen sind. Sondern um die Menschen, die Familien, die Kinder, die auch vor dem Krieg in Syrien flüchten. Es aber nicht bis zu uns nach Europa schaffen. Warum gerade für diese Menschen?

Eine Schule bauen. Das war das Ziel

„Wer es zu uns geschafft hat, hat zwar noch einen Weg vor sich, ist aber in Sicherheit. Die Millionen Menschen, die es nicht nach Europa schaffen, sind weiter in Lebensgefahr“ sagt Jaqueline Flory. Deswegen sind die Spenden, die sie sammelt für eine Schule im Libanon.

Im Sommer 2016 schließlich packt sie ihre Koffer und fliegt in den Libanon, bekommt ein Visum und reist in ein Flüchtlingslager. Die geflüchteten Familien dort sind genauso skeptisch, wie die Menschen in Deutschland: Einfach eine Schule bauen wollen? Ja, geht das denn?

Linus und Lilith gehören in den Camps dazu

Nach neun Tagen ist klar: Das geht. Denn nach nur neun Tagen steht die erste Zeltschule. Dass Jaqueline Flory von Anfang an und fast jedes Mal seither, ihre Kinder auf ihre Reisen mitnimmt, trägt ihr viel Kritik, ein.

Aber: „Meine Kinder sind dort heiß geliebt und innig beschützte, sie gehören zu den Familien dazu. Sie werden ja mit den Kindern der Familien dort groß“, erzählt Jaqueline Flory. Sie erzählt auch, wie gut es ihren Kindern gut, weiter als unsere Wohlstandsblase schauen zu können.

Warum es nach dem plötzlichen Unfalltod von Mann und Vater der Kinder auch eine therapeutische Wirkung hatte, Menschen mit vielfältiger Verlusterfahrung zu treffen, warum es heute schon 39 Schulen gibt und diese nicht nur im Libanon, sondern auch in Syrien entstehen, wann Jaqueline Flory entschieden hat, Vollzeit für ihren Verein zu arbeiten, warum es ein Segen war auf der ersten Reise ein Kamerateam vom BR mitzunehmen, warum das neue Buch der Schriftstellerin „Invicta“, also unbesiegt heißt und welche Weihnachtsgeschenke es bei der Zeltschule noch gibt? Verraten wir alles in der Sendung: Ich wünsche eine Extraportion Inspiration.

Quelle:
DR