Jörn Möller

Jörn Möller / © Angela Krumpen (ak)

Was Jörn Möller zu erzählen hat, ist dramatisch. Wie im antiken Theater, entfaltet sich innerhalb eines Tages genau der „worst case“, vor dem seine Eltern ihn immer beschützen wollten.

Vom Vater den Mut, von der Mutter das Herzliche

Das Leben hat es gut mit den dreien gemeint: Eltern und Sohn waren sich zeitlebens nah. Die abenteuerlichen, reiselustigen, kreativen und sozial engagierten Eltern gehörten zu den ersten Windsurfern in Deutschland. Auf dem grün angemalten, ehemaligen Postbus waren deswegen immer Surfbretter aufs Dach geschnallt: „Ich habe ganz Europa gesehen, oft am Meer geschlafen, immer schnell Kontakt gehabt“, erinnert Jörn Möller sich an viele, schöne Momente.

Umso mehr schockt Jörn Möller der Anruf im März 2015. Er ist auf dem Weg nach Kanada, als eine Krankenschwester ihn vom Handy seiner Mutter aus erreicht. Seine Mutter hatte eine Hirnblutung, verursacht durch eine sehr seltene, unheilbare Krankheit. Gleichzeitig verschwindet der Vater von Jörn Möller eine ganze Nacht. Er wird verwirrt von der Polizei aufgegriffen und fortan bis zu seinem Tod in geschlossenen Kliniken oder Heimen untergebracht sein. Wie Jörn Möller diese Tage erlebte, hören Sie in der Sendung.

Hilfe suchen ist wichtig

Fortan stand das Leben dieser drei Menschen Kopf. Freund*innen und Menschen in sozialen Diensten sprangen den dreien bei. Die Hilfe der Freund*innen war einfach da, die Unterstützung von Profis hart erkämpft: „Alleine hätte ich es niemals geschafft. Aber ich musste von Pontius nach Pilatus laufen“, sagt Jörn Möller. Und gibt in der Sendung Einblick in dramatische Wochen.

„Obwohl meine Mutter 40 Jahre bei der Stadt Köln als Beamtin in ihrem Beruf als Sozialarbeiterin gearbeitet hat, war sie nicht abgesichert.“ Im Gegenteil: Fassungslos erlebt Jörn Möller, dass erst ein Gericht die Beihilfekasse zwingt, der Mutter den Sozialhilfesatz zu zahlen. Denn: „Nach Abzug der Heimkosten für meinen Vater, hatte meine Mutter in einigen Monaten gerade mal 14€ für den Lebensunterhalt.“

Es hätte nicht so dramatisch sein müssen

Obwohl Jörn Möller und seine Eltern sich so gut verstanden haben und „auch über schwierige Themen reden konnten“, haben seine Eltern ihre jeweiligen Erkrankungen mutmaßlich verdrängt, auf jeden Fall ihrem Sohn verschwiegen.

Heute sagt Jörn Möller: „Es ist okay, Angst zu haben. Dann macht man beängstigende Arztbesuche eben zusammen, Alter und Krankheiten sind nichts Schlimmes.“ Aber damit Kinder ihren Eltern helfen könnten, „muss man reden.“ Jörn Möller ist sich sicher, seine Eltern hätten profitiert, hätten sie sich ihm anvertraut: „Vielleicht hätten meine Eltern den Lebensabend zusammen verbringen können, auf jeden Fall aber wären sie weniger getrennt gewesen.“

Jörn Möller erzählt die Geschichte seiner Eltern, die ihn beschützen wollten und doch nur erreichten, dass es ihn „mit voller Härte traf“. Aber am besten hören Sie diese Ermutigung zur Offenheit selbst.