Johann Baptist Metz, weltweit anerkannter Theologe und Begründer der "Neuen Politischen Theologie", ist am 2. Dezember 2019 im Alter von 91 Jahren in Münster gestorben, wie aus dem Umfeld der katholischen theologischen Fakultät bekannt wurde. Der emeritierte Münsteraner Hochschullehrer galt als einer der bedeutendsten Vordenker in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65).
Der Schüler des Jesuiten Karl Rahner (1904-1984) hatte Einfluss auf Entstehung und Entfaltung der lateinamerikanischen Befreiungstheologie und wurde in seinen Entwürfen wiederum von dieser mitgeprägt. Ausgehend von eigenen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und dem Tod von Millionen stellte Metz die Frage, wie nach der Katastrophe von Auschwitz von Gott gesprochen und Theologie betrieben werden könne.
Der 1928 in Auerbach in der Oberpfalz geborene Metz promovierte nach Studien in Bamberg, Innsbruck und München in Philosophie und Theologie und wurde 1954 zum Priester geweiht. Nach Jahren in der Seelsorge lehrte er von 1963 bis 1993 in Münster Fundamentaltheologie. Nach dem Konzil war er auch Berater des römischen Sekretariats für die Nicht-Glaubenden. Zudem war er Mitbegründer der internationalen theologischen Zeitschrift "Concilium".
Großen Einfluss hatte Metz als Berater der Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland von 1971 bis 1975 in Würzburg. Der Synodenbeschluss "Unsere Hoffnung" über das Christsein im Alltag trägt seine Handschrift.
Metz warnte immer wieder vor einer Verbürgerlichung des Christentums und einer "Vergleichgültigung" der Gesellschaft. Inspiriert wurde er auch von der sogenannten Frankfurter Schule um die Philosophen Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Jürgen Habermas, mit dem er befreundet war. Die von Metz begründete "Neue Politische Theologie" stieß indes bei Joseph Ratzinger, dem inzwischen emeritierten Papst Benedikt XVI., auf große Skepsis. Als Erzbischof von München verwehrte Ratzinger 1979 Metz einen Ruf an die dortige Universität.
Auch später wollte Metz nach eigenem Bekunden "nicht den Eindruck erwecken, als wäre nichts passiert". Zur Annäherung kam es bei einer Tagung zum 70. Geburtstag von Metz 1998 in Ahaus. Die Universität Wien, an der der vielfach ausgezeichnete Theologe von 1993 bis 1997 eine Gastprofessur innehatte, verlieh ihm 1994 den Ehrendoktor. 2002 ehrte ihn der Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit der Buber-Rosenzweig-Medaille. 2007 erhielt Metz den "Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen".
(Quelle: kna, 03.12.2019)