Der auf Mallorca geborene spanische Ordensmann Junipero Serra (1713-1784) gilt als ein "Gründungsvater" Kaliforniens, beschreibt der Historiker Steven Hackel von der University of California in Riverdale den Missionar, dessen Statue einen Ehrenplatz in der Rotunde des US-Kongresses hat. Allerdings räumt der Biograf im Interview des "Catholic News Service" in Washington ein, Serra sei bei der Christianisierung der Westküste "kompromisslos" gewesen.
"Serra hat uns nicht einfach das Christentum gebracht", beschwert sich die Literaturprofessorin Deborah Miranda 2015, als Papst Franziskus Serra heilig gesprochen hat. Die Nachfahrin der Indianer vom Stamm der "Ohlone Costanoan Esselen" sagt: "Er hat es uns aufgezwungen." Dabei habe er "einer ganzen Kultur unermesslichen Schaden zugefügt".
Während die Meinungen über Junipero Serra innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche auseinandergehen, sind die wesentlichen Fakten seines Wirkens unbestritten. Nach Theologiestudium und pastoraler Tätigkeit in Spanien meldete er sich im Alter von 36 Jahren als Freiwilliger für die Missionierung der Neuen Welt. Zunächst ging er nach Mexiko und zog von dort aus Richtung Norden.
1769 gründete er seine erste Missionsstation in San Diego. Bis zu seinem Tod 1784 folgten acht weitere, die sich wie Perlen an einer Schnur die Westküste entlang bis hoch in die Bucht von San Francisco ziehen. In diesen Jahren taufte der Pater mindestens 6.000 Ureinwohner. Nach dem Empfang des Sakraments durften sie die Missionen nicht mehr verlassen - und erhielten bei Zuwiderhandlung drakonische Strafen, darunter auch Peitschenhiebe. Viele Einheimische starben an Infektionskrankheiten, die Serra und seine Mitstreiter aus Europa in das "Neuspanien" genannte Land gebracht hatten. 100 Jahre nach Ankunft des "Kolumbus von Kalifornien" war die Indianer-Bevölkerung von rund 310.000 auf nur noch ein Sechstel geschrumpft.
(Quelle: kna, 23.09.2015)