Es gibt verschiedene Interpretationen, wie der Nikolaus zu seinem finsteren Begleiter kam. Eine Deutung hat mit dem Patronat des heiligen Nikolaus für Seeleute zu tun. In dieser Eigenschaft wird er als Nachfolger des griechischen Meeresgottes Poseidon beziehungsweise des römischen Pendants Neptun gesehen. Poseidon hatte immer seinen Sohn Triton dabei, gewissermaßen als Menschenschreck.
Einige Brauchtumsforscher glauben hingegen, dass der germanische Gott Wotan "Vorbild" für die Figur des Knecht Ruprecht gewesen sei. Im Gegensatz zum guten Nikolaus als Himmelsbote droht Knecht Ruprecht als Vertreter der Hölle mit üblen Konsequenzen, wenn man eben nicht brav war. Aber er steht vor allem für das gezähmte Böse, den gefangenen Teufel oder auch gebändigten Höllengeist. Denn ursprünglich wurde Knecht Ruprecht immer vom Nikolaus an der Leine oder Kette mitgeführt als Zeichen dafür, dass das Gute jederzeit die Kontrolle über das Böse hat.
Die Namen für diese besondere Gestalt des Bösen sind so vielfältig wie die Dialekte und sprachlichen Unterschiede in Deutschland. Auch wenn Knecht Ruprecht der geläufigste Name ist, heißt er in Westfalen mancherorts Ascheklas, Bullerklas oder Klas Bur. In der Eifel und an der Mosel nennt man ihn Belzebub oder Pelzebock, in Mecklenburg Rupsack oder Ruklas und in der Pfalz und an der Saar Pelznickel. Bekannt sind aber auch die Bezeichnungen Swarte Piet – so wird er in den Niederlanden genannt – und Hans Muff, ein weit verbreiteter Name für Knecht Ruprecht am Niederrhein.