Pedro Sánchez ist in seiner politischen Laufbahn schon mehrmals totgesagt worden. So etwa, als seine spanischen Sozialisten (PSOE) aus der Parlamentswahl 2015 als große Verlierer hervorgingen. Oder als er Anfang 2016 für das Amt des Ministerpräsidenten kandidierte, aber krachend scheiterte. Oder als er im Oktober 2016 nach gut zwei Jahren als PSOE-Chef zurücktrat, nachdem er sich monatelang geweigert hatte, in einer politischen Pattsituation eine neue Amtszeit des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu tolerieren.
Rajoy kam schließlich an die Macht - aber auch Sánchez gelang im Mai vergangenen Jahres das Comeback an der PSOE-Spitze. Jetzt schlägt seine ganz große Stunde: Durch den von ihm eingebrachten Misstrauensantrag gegen Rajoy und dessen Abwahl im spanischen Parlament ist der 46-Jährige zum Regierungschef aufgestiegen, obwohl seine Partei nur über 84 Sitze verfügt.
Als Sánchez 2014 erstmals zum Parteichef gewählt wurde, bedeutete dies einen riesigen Sprung für den Hinterbänkler, den bis dahin in Spanien kaum jemand kannte. Der Ökonomiedozent, der wegen seines guten Aussehens den Spitznamen "Pedro el Guapo" (Pedro, der Schöne) trägt, sollte mit seinem Charme die PSOE aus ihrem Tief holen.
Um die Aufgabe war er nicht zu beneiden: Zum einen musste er sich als Oppositionsführer mit der konservativen Regierung Rajoys auseinandersetzen. Zum anderen bekam er es mit einem neuen Rivalen zu tun: Auf der Linken machte die neue Partei Podemos (Wir können) der PSOE Wähler abspenstig.
Der begeisterte Sportler und Basketball-Fan hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften. Die Zeitung "El País" schrieb vom "Wunder des Doktor Sánchez" und charakterisierte ihn als "hartnäckig und waghalsig". Sánchez ist verheiratet und hat zwei Töchter. Das politische Interesse sei ihm quasi in die Wiege gelegt worden, hat er einmal erzählt: Bereits seine Eltern seien Sozialisten gewesen und hätten beim Abendessen regelmäßig über politische Themen debattiert. (dpa/Stand 01.06.2018)