Michael Kehren

Michael Kehren / © Angela Krumpen (ak)

Aber trotzdem nimmt sich Michael Kehren Zeit für eine Menschensendung. Ich treffe ihn, kurz bevor er seine Diakonenausbildung beenden wird. Aber so wirklich besonders findet er sein Leben nicht.
Er versteht auch nicht, dass die allermeisten Menschen viel Respekt davor haben, acht Kinder großzuziehen. „Ich verstehe nicht, wofür man da Respekt haben soll“ schüttelt er den Kopf mitsamt langem Bart. „Die kommen doch nicht alle auf einmal. Und man wächst doch an seinen Aufgaben.“ Außerdem:„ Die sind doch alle unterschiedlich alt, die Kinder packen mit an, wachsen selbst auch  mit ihren Aufgaben.

Ohne Kalender geht nichts

Michael Kehren gibt aber zu, dass er viel zu tun hat: „Also ohne Kalender geht das Leben nicht mehr“. Als ich wissen will, wäre sein Leben ein Kuchen, wie groß denn jeweils die Stücke Gewerkschaftler, Vater und Diakon seien, schüttelt er wieder seinen Kopf, nein so sei das nicht.
Er sei immer alles. Zugleich. Stellt sein eigen Bild dagegen: „Das sind alles Schichten desselben Kuchens. Ich bin immer Diakon. Und immer Vater. Und immer Krankenpfleger“.

Zwanzig Jahre Kindergarten

Das jüngste seiner acht Kinder kommt diesen Sommer in die Schule: „Zwanzig Jahre Kindergarten, geschafft!“, lacht Michael Kehren. Seine Frau Claudia und er wollten von Anfang an viele Kinder, sechs war der Plan. Nach jedem Kind haben sie neu überlegt.
Nach vieren war erstmal Schluss: „Platz, Geld, da kommt ja schon einiges zusammen.“ Aber dann hatte Michael Kehren einen schweren Motorradunfall, fiel Monate lang aus. „Ich habe mich so gefreut, als meine Frau danach sagte: ich will noch ein Kind von dir.“ Aus dem einen sind noch mal vier geworden, darunter eines mit Down Syndrom. Heute sagt er gäbe es keine Ziele mehr, die die Eltern vorgäben. „Das gibt uns beim Begleiten Gelassenheit.“

Hände und Augen sein

Als Kind wollte Michael Kehren Priester werden. Als er mit Anfang 20 als Familienvater wieder mehr in Gemeinde einstieg, war der Wunsch wieder da. Früh knüpft er Kontakte, bewirbt sich aber erst Jahre später. Und: wird abgelehnt.
Michael Kehren kämpft –und bekommt doch noch einen Platz. . Warum wollte er das unbedingt? „Irgendwie verspüre ich einen Ruf. Ich will die Kirche nach außen stülpen, an die Ränder, dorthin, wo sie gebraucht wird.“ Im alten Rom habe man gesagt, Diakone seien „die Hände und Augen des Bischofes.“ 
So stellt Michael Kehren sich seinen Dienst auch vor.