Papst Paul VI. war von 1963 bis 1978 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Er wurde am 19. Oktober 2014 von seinem Nachfolger Papst Franziskus seliggesprochen. Als Erzbischof von Mailand gehörte Kardinal Giovanni Battista Montini zu den Vertrauten des Konzilspapstes Johannes XXIII. (1958-1963), der das Zweite Vatikanum (1962-1965) einberief.
Als dessen Nachfolger führt Paul VI. die größte Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts zu Ende. Das Konzil leitet eine Erneuerung der katholischen Kirche ein, die nichtsdestoweniger an Einfluss in der Gesellschaft verliert. Dies prägt auch die Amtszeit Pauls VI.
Geboren am 26. September 1897 in Brescia als Sohn eines norditalienischen Rechtsanwalts, schlägt Montini die Priester- und Diplomatenlaufbahn ein. Seit 1937 ist er engster Mitarbeiter von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, später Papst Pius XII. (1939-1958). 1954 ernennt dieser den schüchtern auftretenden Kirchendiplomat Montini zum Mailänder Erzbischof. Nach dem Tod von Johannes XXIII. wurde Montini am 21. Juni 1963 bereits im fünften Wahlgang zum Papst gewählt. Ein Jahr später legte er die Tiara, die Papstkrone, ab.
Als Paul VI. wird er der erste "Reisepapst" der Neuzeit; er bereist alle Kontinente. Vor den Vereinten Nationen in New York mahnt er vor dem Hintergrund des Vietnam-Kriegs zum Frieden. Bei einem Besuch im Heiligen Land traf er als erster Papst seit der Spaltung in Ost- und Westkirchen das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen, den damaligen Patriarchen von Konstantinopel, Athenagoras. Der von Paul VI. geförderte Dialog mit kommunistischen Staaten zielte auf mehr Religionsfreiheit für Christen im Ostblock, wurde jedoch als zu kompromissbereit gegenüber der Sowjetunion kritisiert. In der Sozialenzyklika "Populorum progressio" (1967) fordert er einen Ausgleich zwischen reichen und armen Ländern.
Den Ausgleich zwischen Industrienationen und unterentwickelten Ländern beschrieb er als Grundlage für die Vermeidung von Konflikten. Seine Enzyklika "Humanae vitae" (1968) bekräftigt die Ablehnung künstlicher Empfängnisverhütung. Darauf wird er als "Pillen-Paul" geschmäht.
Paul VI. setzt im Zuge des Konzils die Liturgiereform ins Werk und modernisiert den katholischen Gottesdienst. Der Vatikan beginnt eine eigene Ostpolitik und führt Geheimverhandlungen mit mehreren Ostblockstaaten. 1975 bezeichnet Paul VI. den Bruch zwischen der christlichen Botschaft und der modernen Kultur als das "Drama unseres Zeitalters". Im August 1978 stirbt er im Alter von 80 Jahren.
Wenige Monate nach der Entführung und Ermordung des italienischen Christdemokraten Aldo Moro, an dessen Stelle er sich den Terroristen der Roten Brigaden angeboten hatte, starb Paul VI. am 6. August 1978 in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo.