Der 1897 im norditalienischen Brescia geborene Giovanni Battista Montini führte als Papst das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) fort, das sein Vorgänger Johannes XXIII. einberufen hatte und das Reformen für die katholische Kirche wie die Anerkennung der Religionsfreiheit und die Öffnung für Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen beschloss.
Mit seiner Enzyklika "Populorum progressio" bekräftigte er das Friedensengagement seines Vorgängers auf wirtschaftspolitischer Ebene. Den Ausgleich zwischen Industrienationen und unterentwickelten Ländern beschrieb er als Grundlage für die Vermeidung von Konflikten.
Nach seiner Ausbildung an der päpstlichen Diplomatenakademie machte Montini im vatikanischen Staatssekretariat Karriere. Papst Pius XII. ernannte den schüchtern auftretenden Kirchendiplomaten 1954 zum Erzbischof von Mailand. Nach dem Tod von Johannes XXIII. wurde Montini am 21. Juni 1963 bereits im fünften Wahlgang zum Papst gewählt. Ein Jahr später legte er die Tiara, die Papstkrone, ab.
Als erster Papst unternahm Paul VI. zahlreiche Auslandsreisen. Bei einem Besuch im Heiligen Land traf er als erster Papst seit der Spaltung in Ost- und Westkirchen das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen, den damaligen Patriarchen von Konstantinopel, Athenagoras. Der von Paul VI. geförderte Dialog mit kommunistischen Staaten zielte auf mehr Religionsfreiheit für Christen im Ostblock, wurde jedoch als zu kompromissbereit gegenüber der Sowjetunion kritisiert.
Wenige Monate nach der Entführung und Ermordung des italienischen Christdemokraten Aldo Moro, an dessen Stelle er sich den Terroristen der Roten Brigaden angeboten hatte, starb Paul VI. am 6. August 1978 in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo. (epd)