Rudolf Schmidt

Rudolf Schmidt / © Angela Krumpen (ak)

Rudolf Schmidt treffe ich in Ingolstadt. Hier ist er der Leiter der Cityseelsorge und für die Erwachsenenbildung zuständig. Eigentlich hatten wir uns vorgestellt, wir säßen auf der Dachterrasse über seinem Büro und Ingolstadt läge uns zu Füßen. Aber wie so oft, kommt das Leben anders als unsere Vorstellung. Für die Dachterrasse ist der Verkehr zu dicht und überhaupt zu wenig Zeit. Aber eine Freundin, bei der ich in Ingolstadt übernachte, rettet uns und lässt uns ihr Büro. Hier sitzen wir dann also und sprechen über das Leben und wie es ist "im Auftrag des Herrn" unterwegs zu sein.

Im säkularen Umfeld Veranstaltungen neu denken

Seine Arbeit hat Rudolf Schmidt schnell umschrieben: Bei der Kath. Erwachsenenbildung biete ich hauptsächlich einmal die Woche einen Abendvortrag zu aktuellen Themen an. Mit der Cityseelsorge wollen wir kirchenferne Frauen und Männer spirituell ansprechen. Wir sind in Bayern, in einer mittelgroßen Stadt- wo kommen denn da in Scharen die kirchenfernen her?  Wir haben ein säkulares Umfeld,  schon alleine wegen Audi mit seinen 42 000 Mitarbeitern. Wir Bayern drohen zur Minderheit zu werden."

In diesem säkularen Umfeld entwickelt Rudi Schmidt neue Formen. Z.B. als vor Ostern in einer Innenstadtkirche keine Karfreitagsliturgie mehr angeboten werden konnte, gab es stattdessen, Orgel, Cello, Oboe und kurze Texte zum Thema Leid. Viele Menschen, gerade kirchenferne, kamen und sagten Dinge, wie "In Karfreitagsliturgie wir uns nicht mehr wiedergefunden, das hier war großartig. Ich konnte so viel damit anfangen, ich habe noch nie so tolle Texte gehört."

Ein Auftrag im Auftrag des Herrn
 
Rudi Schmidt hat es als Kind nicht leicht. Seine Eltern waren als Flüchtlinge gekommen, die Kinder sollten es besser haben und dafür nicht negativ auffallen. Was zu der Zeit besonders schwer wurde, als der Vater von Rudi Schmidt merkte, was in den 50ern noch schwer war, dass er Männer liebte. Die Ehe der Eltern wurde geschieden, die Kinder gemieden. "als sei Homosexualität ansteckend".

Rudi Schmidt sollte deswegen die Messdienergruppe verlassen, in der er als Arbeiterkind wegen des Fussballspielens im Pfarrgarten gekommen war. Rudi Schmidt hatte Glück: sein Pfarrer stellte sich vor ihn, verhinderte den Ausschluss aus der Gruppe. Rudi Schmidt ist dafür und für vieles andere dankbar: "Ich hatte immer tolle Priester, sie waren Vorbilder für mich." Daraus geworden ist ein lebenslanges Engagement für die Kirche: "Ich fühle mich aber auch verpflichtet, meines für die Kirche zu tun. Das ist ein Auftrag im Auftrag des Herrn."

Viele Themen kommen in der Sendung zur Sprache. Schreckliche Erfahrungen der Familie auf der Flucht, auf der ein kleiner Neffe verhungerte. Die Anfänge des Privatradios in Deutschland und der Spaß am erst Selber-Radiomachen- dann für die Kirche Radiomachen. Oder Reisen durch die USA in einem Truck. Um nur ein paar zu nennen. Wir sprechen aber auch über ein sehr strenges, menschenunfreundliches Gottesbild - und wie Rudi Schmidt das überwunden hat.

Sein Fazit und sein großer Wunsch: Viel mehr Menschen müssten sich als Christen in die Gesellschaft einbringen.