Willi Graf

Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose
 © Gedenkstätte Deutscher Widerstand
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Im Dezember 1942 entschließt sich der Medizinstudent Willi Graf zum aktiven Widerstand gegen die Hitler-Diktatur. Kurz zuvor ist er aus der Sowjetunion zurückgekehrt, wo er wie seine Freunde Hans Scholl und Alexander Schmorell seine "Front-Famulatur" absolvierte.

Graf weiß, dass die beiden im Sommer vier regimekritische Flugblätter verbreitet haben. Nun will er sie dabei unterstützen. Seit seiner Jugend ist er Gegner des Nationalsozialismus. Seine christliche Überzeugung lässt sich nicht mit der NS-Ideologie vereinbaren.

Willi Graf wächst mit zwei Schwestern in einem streng katholischen Elternhaus in Saarbrücken auf. Ab 1929 gehört er der katholischen Jungengruppe "Neudeutschland" an, die in der Tradition der Wandervogel-Bewegung steht.

Als 16-jähriger tritt Graf dem Jungenbund "Grauer Orden" bei. Er nimmt an Fahrten und Zeltlagern teil, diskutiert literarische und theologische Themen. Die Nationalsozialisten verbieten solche Jugendgruppen. Seit 1936 ist die Hitlerjugend obligatorisch, doch Willi Graf weigert sich erfolgreich einzutreten.

Nach Abitur und Arbeitsdienst beginnt Willi Graf Ende 1937 in Bonn sein Medizinstudium. Wegen seiner Mitgliedschaft im "Grauen Orden" wird er 1938 inhaftiert und angeklagt. Das Verfahren wird im Zuge einer Generalamnestie nach dem "Anschluss" Österreichs eingestellt.

1940 muss Graf zur Wehrmacht, wird zum Sanitäter ausgebildet und an der West- und Ostfront eingesetzt. Dort wird er Zeuge der nationalsozialistischen Verbrechen. Im April 1942 wird Willi Graf in eine Münchner Studentenkompanie versetzt, wo er sein Studium fortsetzt und Hans Scholl und Alexander Schmorell kennen lernt.

Willi Graf lebt in München mit seiner Schwester Anneliese zusammen, die er aber nicht in seinen Entschluss zum aktiven Widerstand einweiht. Im Winter 1942/43 unternimmt Graf mehrere Reisen, bei denen er ehemalige Kameraden aus der bündischen Jugend trifft. Er hofft, in ihnen Mitstreiter zu finden.

Nur vier von ihnen sagen Unterstützung zu. Graf beschafft Geld und zieht mit Hans und Alexander nachts los, um in München Parolen wie "Nieder mit Hitler!" an Häuserwände zu schreiben. Im Februar 1943 ist er bei einem Treffen mit Falk Harnack dabei, dessen Bruder Arvid als Kopf der Berliner Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" im Dezember 1942 hingerichtet wurde.

Willi Graf wird zusammen mit seiner Schwester am 18. Februar 1943 verhaftet. Am 19. April 1943 wird er gemeinsam mit Alexander Schmorell und Professor Kurt Huber, der das sechste Flugblatt formuliert hat, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. In den folgenden sechs Monaten wird er immer wieder von der Gestapo verhört. Er soll Namen anderer Oppositioneller verraten, aber er schweigt.

Am 12. Oktober 1943 wird Willi Graf durch das Fallbeil hingerichtet. In einem geschmuggelten Abschiedsbrief an seine Schwester Anneliese richtet er seinen Freunden aus: "Sie sollen weitertragen, was wir begonnen haben." Willi Graf wird 25 Jahre alt.

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bpb