Kardinal Rainer Woelki hat zu Weihnachten eine Erosion des sozialen Zusammenhalts kritisiert. Als Ursache nannte der Erzbischof an Heiligabend im Kölner Dom unter anderem einen um völkische Ideologie kreisenden Populismus und sogenannte Fake-News. "Statt universaler Ideen setzen sich in unseren Tagen kleinliche Forderungen und nationalstaatliche Tendenzen durch."
Gott sei in Jesus in die Welt gekommen, um "jedem Menschen über jede Grenze, jeden Status, jedes Geschlecht, jedes Einkommen, jede Hautfarbe, jede Lebensperspektive hinweg" seine Liebe und sein Heil anzubieten, betonte der Erzbischof. "Unsere Welt heute ist wahrscheinlich vom Frieden ähnlich weit entfernt wie vor 2.000 Jahren», sagte der Kardinal. Es seien so viele Menschen wie seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr auf der Flucht. Zudem gehe "die Schere zwischen Armen und Reichen und Superreichen" weiter auseinander. Gott umfange mit seiner Liebe Einsame, Kranke, Arbeitslose, arme Familien und jene, "die nicht wissen, wie sie mit ihren Kindern aus Aleppo oder aus einer anderen vom Terror dieser Welt gepeinigten Stadt entfliehen sollen".
Gott komme mit seinem Licht "hinein in die Nacht unseres Lebens, in die Ausweglosigkeit, die Traurigkeit, die Hoffnungslosigkeit, mitten in die Angst hinein", sagte der Kardinal. Dies geschehe nicht, "um mit uns darin unterzugehen, sondern um das Licht zu zeigen".
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bezeichnete das Weihnachtsfest als "Mutmacher zum Leben". Der Ruf "Fürchtet Euch nicht" der Weihnachtsnacht ziehe sich wie ein roter Faden durch die ganze Heilige Schrift, sagte Marx an Heiligabend im Münchner Liebfrauendom. Gott mache sich im Kind von Bethlehem selbst zum Bruder aller Menschen. "Wenn wir mit gläubigen Augen auf dieses Kind schauen, fassen wir neuen Mut", zeigte sich der Kardinal überzeugt.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße warnte vor negativer Stimmungsmache, die auf Lüge, Verwässerung und Beschönigung aufbaut. Zwar seien persönliche Gefühle und Emotionen gut und wichtig, heißt es in seiner Weihnachtspredigt. "Nur dürfen wir uns von ihnen allein nicht bestimmen lassen." Das Christentum setze auf Fakten und Wahrheiten. "Jesus Christus ist keine Legende oder abstrakte Idee, sondern eine konkrete Person, ein Mensch."
Auch Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mahnte eine auf Fakten basierende und an der Wahrheit orientierte Kommunikation an. "Wir leben in schwierigen Zeiten", sagte er im Essener Dom und verwies dabei besonders auf Menschen, die das Wort "Lügenpresse" oft in gefährlicher Weise nutzten. Gute Kommunikation brauche "Echoräume von Vertrauen und positiver Kritik".
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zeigte sich ebenfalls besorgt über die sprachliche Verrohung im Internet. Er frage sich manchmal, "wohin das führen soll", sagte Burger im Freiburger Münster. Doch an Weihnachten könne der "Sieg der Liebe Gottes" gefeiert werden.
Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, bat darum, "dass wir uns nicht verwirren lassen, blinde Menschenverachtung nicht mit Menschenverachtung und Hass nicht mit Hass beantworten". Auch dürfe man nicht in die "vernehmbaren Hetzparolen" einstimmen. Wer Weihnachten feiere, bezeuge damit, dass die christliche Botschaft stärker sei als Terror, Angst und Hass.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser verurteilte das Töten im Namen Gottes. "Dass die islamistischen Gewalttäter ihre Mordorgien mit dem Ruf verbinden 'Gott ist groß'", sei die "perverseste Spitze" einer herrschenden Orientierungslosigkeit, sagte er im Aachener Dom. Viele Menschen hätten eine gute Orientierung in ihrem Leben verloren. Heil und Friede kämen aber allein von Gott. Wer das Heil von Drohnen, Waffen oder Cyberattacken erwarte, "der wird am Ende ein Fraß des Feuers, das er selbst geschürt hat".
Bischof Norbert Trelle aus Hildesheim kritisierte das lauter werdende "Fürchtet Euch" der "Unglückspropheten". Dem setze Weihnachten den Ruf der Engel entgegen: "Fürchtet Euch nicht, auf fremde Menschen zuzugehen. Fürchtet Euch nicht, einzutreten für die Würde und das Lebensrecht jedes Einzelnen. Fürchtet Euch nicht, dem anderen zuzuhören, um zu erfahren, was er zu sagen hat."
Ängste der Bevölkerung ernst nehmen, aber dem Schüren von Angst entgegentreten - darauf kommt es für den Mainzer Weihbischof Udo Markus Bentz in der durch Terrorakte gezeichneten Weihnachtszeit an. Das Böse, zu dem der Mensch fähig sei, zeige sich in immer neuen Fratzen, doch "als weihnachtliche Menschen glauben wir fest: Gottes 'Fürchte dich nicht!' ist jetzt wichtiger denn je", sagte Bentz im Mainzer Dom.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nahm das Schicksal der Kinder weltweit in den Blick. Bei der Christmette im Heinrichsdom in Bamberg erinnerte er an kinderreiche Familien in Deutschland, in denen viele Mädchen und Jungen "bettelarm" seien. Kinderreichtum und Armut gehörten leider Gottes oft zusammen. Dies müsse unbedingt abgestellt werden.
Nach den Worten des Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa darf Weihnachten nicht als rührseliges Idyll verstanden werden. Wer Weihnachten als Verdrängung der Realität, als weltflüchtige Harmonie abtue, "der kann angesichts dessen, was uns täglich um die Ohren fliegt, wirklich nur verzweifeln", schreibt Zdarsa in einem Beitrag für die Weihnachtsausgabe der "Katholische SonntagsZeitung". Das Fest müsse vielmehr als als tröstendes Trotzdem verstanden werden.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige rief Christen zum Bekenntnis ihres Glaubens auf. "Haben wir den Mut, unsere religiösen Überzeugungen und Gefühle nicht schamhaft zu verbergen", sagte Feige. Die Botschaft von der Menschwerdung Gottes betreffe alle Menschen, "ob sie nun an Gott glauben können oder nicht".
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte, in der Krippe von Bethlehem verbinde sich Gott mit der Erbärmlichkeit des Menschen: "Im Stall bleibt er bei den Obdachlosen, auf der Flucht geht Gott an der Seite aller Flüchtenden, mit den Gefolterten lässt er sich blutig schlagen." Weihnachten sei für Christen eine Aufforderung zum Widerstand, "wo die unbedingte Würde eines Menschen gefährdet oder geschändet ist".
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat an die Christen appelliert, sich von Gewalt und Terroranschlägen nicht unterkriegen zu lassen. "Es ist gerade eine verborgene Stärke unseres Glaubens, dass er auch in diesen schweren Stunden, wenn er zu Gott schreit und sogar Verlassenheit von Gott erfährt, sich nicht einfach der Verzweiflung ausliefert, sondern allen diesen Versuchungen standhält", schreibt der emeritierte Mainzer Bischof am Sonntag in einem Beitrag für das Internetportal katholisch.de.
"Es gibt Situationen, wo wir tatsächlich mit unserer eigenen Hoffnung am Ende sind und uns nicht selbst helfen können", so Lehmann. "Man kann sich eben nicht mit unseren menschlichen Kräften allein aus dem Sumpf ziehen, in dem man hoffnungslos steckt." Weihnachten stehe aber dafür, dass Erfüllung und Rettung von Gott kämen. Jesus selber habe Ungerechtigkeit und Lüge, Grausamkeit, Hinterlist und einen grausamen Tod erlitten. "Er hat zwar die Abgründe des Todes erfahren, aber er ist nicht im Tod geblieben."
Der Kardinal bezeichnete Weihnachten als "das verrückte Fest, das uns zu einem solchen Glauben nicht nur einlädt, sondern uns auch ein solches Leben schenken kann".
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat zu Weihnachten trotz Gewalt in der Welt zu Hoffnung aufgerufen. In der aktuellen politischen Situation falle es zwar schwer daran zu glauben, dass kleine Dinge viel bewirken könnten, sagte Becker in seiner Predigt am Heiligen Abend in Paderborn. Doch habe Gott seinen Anfang zuerst für die Menschen gemacht, die dringend Trost brauchen, erklärte laut Redetext. Dies seien die Menschen in den Flüchtlingslagern, den zerbombten Städten und den Elendsvierteln der Gegenwart.
Auch für die "bescheidene Familie von Bethlehem" sei es nicht leicht gewesen, sagte der Erzbischof in der Christmette im Paderborner Dom. Und doch habe diese Familie mit ihrem kleinen Kind die Welt verändert und "das Leben unzähliger Menschen bis heute geprägt".
Der Bischof von Münster, Felix Genn, hat das Weihnachtsfest als Gegengewicht zur Gottlosigkeit bezeichnet. Gottlosigkeit regiere, wenn sich Menschen auf Gott beriefen, die andere töteten, sagte der Bischof in seiner Predigt an Heiligabend in Münster. Wenn überhaupt Friede möglich sei, dann nur durch Gott und seine Gebote. Das Jesuskind bezeichnete Genn laut Redetext als "Fürst des Friedens". Wenn sich alle an ihn halten würden, "gäbe es weder Aleppo, gäbe es nicht Mossul oder andere Kriegsgebiete, vor allem nicht Flucht und Vertreibung".
Genn verglich die biblische Geschichte von Jesus, der vor 2.000 Jahren in einem Stall zur Welt kam, weil es für die Familie keinen Platz in der Herberge gab, mit dem Schicksal von Asylbewerbern und Flüchtlingen heute. "Wie viele Kinder werden wohl in unseren Tagen von Menschen geboren, die keine Heimat mehr haben, sondern unterwegs sind, um eine neue zu finden?", stellte der Bischof die Frage. Weihnachten sei die Einladung, verstärkt "diesem Projekt, Christ zu sein, zu folgen.
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat ein Umdenken in der Flüchtlingsdebatte eingeräumt und vor falschem Optimismus gewarnt. Er sei wie viele andere auch von der großen Zahl der Asylsuchenden überrascht und in seinen Wortmeldungen mittlerweile "vorsichtiger geworden", sagte er am Freitagabend in den ORF-2-Fernsehnachrichten. Statt alle Flüchtlinge aufzunehmen, müsse man zuerst auf Hilfe vor Ort schauen, damit die Flüchtlinge wieder in ihrer Heimat leben können. Zumindest Hoffnung auf Möglichkeiten der Rückkehr sehe er derzeit im Irak.
Er selbst habe anfangs mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) "Wir schaffen das" gesagt. Im weiteren Verlauf habe sich angesichts der "unglaublichen Zahl an Flüchtlingen" in der Bevölkerung aber ein Gefühl der Überforderung eingestellt, so der Wiener Erzbischof und enge Vertraute von Papst Franziskus. "Wir haben erfahren müssen: Das geht über unsere Kapazitäten und Möglichkeiten hinaus." Das Problem habe Dimensionen angenommen, die eine europäische Lösung erforderten. Hinzu komme inzwischen eine "große Verunsicherung" durch die Terrorgefahr.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte in seiner Weihnachtsbotschaft, Weihnachten sei nicht fern von Leid. "Wir sind aber davon überzeugt, dass das Leid nicht das letzte Wort hat", so der bayerische Landesbischof.
Der oberste Repräsentant der rheinischen evangelischen Kirche, Manfred Rekowski, warb in seiner Predigt für Solidarität mit Kriegsflüchtlingen. Auch in Deutschland werde es auf Dauer nicht friedlich bleiben, wenn der Friede in der Menschheitsfamilie nicht mit allen Kräften unterstützt werde, sagte der Präses in der Johanneskirche in Düsseldorf: "Deshalb werden alle Versuche, die kleine nationale Familie, das eigene völkische oder religiöse Zuhause abzuschotten und hinter Grenzzäunen zu sichern und nur für das eigene Volk einen Raum des Friedens zu schaffen, uns nicht voranbringen auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens."