SantEgidio appellierte an die europäischen Institutionen und Länder, Maßnahmen gegen den "traurigen Todeszug" von Flüchtlingen zu ergreifen. Die Gemeinschaft verwies auch auf die Menschen, die vor wenigen Tagen vor der Küste Lampedusas ertrunken waren.
Am Mittwoch war in Essex ein abgestellter LKW entdeckt worden. An Bord befanden sich 39 offenbar erstickte Menschen. Über ihre Identität ist noch nichts bekannt; die Behörden gehen von Menschenschmuggel aus.
Zusammenarbeit mit den Herkunftsländer
Konkret forderte Sant'Egidio die Wiedereinrichtung von legalen Zugangswegen. In verschiedenen Bereichen der europäischen Wirtschaft und im Dienstleistungsgewerbe gebe es ein großes Bedürfnis nach Arbeitskräften, betonte die Gemeinschaft.
Für Kriegsflüchtlinge müssten humanitäre Korridore eingerichtet werden, zudem sollte ein Resettlement innerhalb Europas in Erwägung gezogen werden. Auch brauche es eine vertiefte Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern von Flüchtlingen, um jungen Menschen dort eine Zukunft zu ermöglichen.
Kriminelle Schlepper
Der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, gab Europa eine Mitschuld am Tod der 39 Menschen. Wenn alle Wege gesperrt würden, treibe dies verzweifelte Flüchtlinge in die Hände von kriminellen Schleppern, sagte er am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. Die Organisation befürchte, dass ein harter Brexit einen Nachzug für Angehörige von Flüchtlingen in Großbritannien unmöglich machen könnte.
Burkhardt zog auch eine Verbindung zum Einmarsch der Türkei in Nordsyrien. Die EU habe dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan 2016 ihre Unterstützung für die Einrichtung "sicherer Zonen" in dem Bürgerkriegsland zugesagt. Damit habe Erdogan einen "Freibrief zur Vertreibung von Kurden aus Syrien" erhalten, so der Experte. Derartige Menschenrechtsverletzungen zuzulassen, sei "eine Bankrotterklärung Europas."