Die im Mai 1968 in Rom entstandene katholische Bewegung Sant'Egidio widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. Ihr Hauptsitz befindet sich im römischen Stadtteil Trastevere, ihr deutsches Zentrum seit 1983 Würzburg. Seit 1986 ist die ökumenisch stark engagierte Gemeinschaft von der katholischen Kirche als Laienvereinigung anerkannt. Finanziert wird ihre Arbeit durch Mitgliedsbeiträge, Spenden sowie durch öffentliche Zuschüsse.
Gründer der Gemeinschaft ist der 1950 geborene italienische Historiker Andrea Riccardi. Für seinen Einsatz für Frieden wurde er 2009 mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet. Die Gemeinschaft Sant'Egidio ist 1968 in Rom durch eine Initiative von Jugendlichen entstanden, die damals unter zwanzig Jahre alt waren.
Andrea Riccardi, selbst noch Schüler, begann eine Gruppe von Schülern zu versammeln, um auf das Evangelium zu hören und es ins Leben umzusetzen. Die Urgemeinde aus der Apostelgeschichte und Franziskus von Assisi waren dabei die Vorbilder. Die kleine Gruppe begann sofort, in die römischen Stadtrandviertel zu gehen, in die dortigen Baracken, die es in jenen Jahren um Rom herum gab. Dort lebten viele Arme, und mit ihnen begannen sie eine Schule des Friedens für Kinder (die "Scuola popolare"), die heute, "Friedensschulen" genannt, in vielen Teilen der Welt existieren.
Wegen ihrer vielfältigen informellen Kontakte zu Politikern und Kirchenführern konnte die Vereinigung in mehreren bewaffneten Konflikten vermitteln.
Ihre größte diplomatische Leistung ist der "Friedensvertrag von Rom", mit dem 1992 der 15-jährige Bürgerkrieg in Mosambik beendet wurde.
Andere besondere Aktivitäten liegen in der internationalen Ächtung der Todesstrafe und in einem Anti-Aids-Programm in Afrika. Ein neueres Projekt ist der Aufbau eines Melderegisters für Neugeborene in mehreren afrikanischen Staaten.
Besonders widmet sich die Gemeinschaft auch der Fortsetzung des Weltfriedensgebets von Assisi. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte 1986 erstmals Religionsführer aus aller Welt zu einem Treffen in der mittelitalienischen Stadt zusammengerufen. Seither veranstaltet Sant'Egidio jährlich internationale Folgetreffen. (KNA)