Durch die von der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz beschlossene "Handreichung", den dagegen gerichteten Brief von sieben Bischöfen nach Rom und das anschließende Gespräch im Vatikan kurz vor Beginn des Katholikentags hatte das Thema des gemeinsamen Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner ungeahnte Aktualität gewonnen.
Ökumene in aller Munde
Im lange vorher abgeschlossenen Programm kam es freilich erst am späten Samstagnachmittag bei einem Podium "Ökumenisch Mahl feiern - wann endlich?" offiziell vor. Doch war es gleichwohl in aller Munde.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach es bereits in seiner Eröffnungsrede an, in der er als "bekennender evangelischer Christ, der in einer konfessionsverschiedenen Ehe lebt", den Wunsch äußerte, den "gemeinsamen christlichen Glauben auch durch gemeinsame Teilnahme an Abendmahl und Kommunion zum Ausdruck" bringen zu können.
"Ich bin sicher: Abertausende Christen in konfessionsverschiedenen Ehen hoffen darauf", fügte er unter großem Applaus hinzu. Beim Gottesdienst an Christi Himmelfahrt ging der Bundespräsident aber nicht zur Kommunion.
Katholische Sicht der Einheit
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, als Vorsitzender der Ökumenekommission der Bischofskonferenz federführend bei der "Handreichung", hatte angesichts dieser Grundstimmung keinen leichten Stand, als er im Sinne einer "Begriffsklärung" die katholische Sicht der Einheit von Eucharistie- und Kirchengemeinschaft vortrug und zumindest in Frageform zu bedenken gab, ob es nicht der Regelungen bedürfe, wie mit der Kommunionspendung gegenüber den eigenen und anderen Gläubigen umzugehen sei.
In Münster konnte sich jedenfalls jeder des Beifalls sicher sein, der tapfer öffentlich bekundete, entgegen den geltenden Regeln bei der jeweils anderen Konfession zur Kommunion zu gehen.
"Möglichst einmütige Regelung finden"
Zu einem direkten Austausch der kontroversen Positionen innerhalb der Bischofskonferenz kam es in Münster nicht, wenn auch mehrere der anwesenden Bischöfe - und begleitend über Medien auch andere - ihre Kommentare zum Thema abgaben. Dabei bemühten sie sich, den Ball flachzuhalten, aber zugleich um die Deutungshoheit über das Kommunique von Rom.
Was genau beinhaltet der Wunsch von Papst Franziskus, "im Geist kirchlicher Gemeinschaft eine möglichst einmütige Regelung zu finden"? Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Marx, erklärte, die Bischöfe wollten nicht über die Medien miteinander kommunizieren, sondern erst miteinander sprechen – etwa bei der nächsten Sitzung des Ständigen Rates Ende Juni.
Alle müssten dabei aufeinander zugehen und nicht nur eine Seite auf die andere, so der Münchner Erzbischof. "Wir wollen möglichst große Einmütigkeit suchen, aber man kann nicht bis zur Einstimmigkeit suchen und diskutieren."
Fortschritte in der Ökumene
Groß war die Zahl der Mitwirkenden aus anderen Konfessionen, an der Spitze der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm und die westfälische Präses Annette Kurschus sowie eine Reihe weiterer evangelischer Bischöfe. Ferner sind der orthodoxe Metropolit Augoustinos und zahlreiche orthodoxe Teilnehmer sowie der koptisch-orthodoxe Bischof Damian zu erwähnen.
Auch die Freikirchen waren in Münster prominent vertreten. Ein besonderer Gottesdienst zur "Heilung der Erinnerungen angesichts eines historischen Traumas" widmete sich unter den "Täuferkäfigen" der Stadt der Verfolgung und Diskriminierung der täuferischen Gemeinschaften.
Auch bei diesem Katholikentag wurde vielfach deutlich, wie sehr sich das Verhältnis nicht nur von Katholiken und Protestanten im vergangenen Reformationsgedenkjahr 2017 verbessert hat.
Christen warten auf konkrete Schritte
Die Erwartungen auf weitere Fortschritte in der Ökumene sind angesichts der Erfahrungen beim Katholikentag in Münster groß. Eine Aufgabe, die jetzt ansteht, ist die Operationalisierung der "Selbstverpflichtungen", die Marx und Bedford-Strohm beim Buß- und Versöhnungsgottesdienst in Hildesheim am 11. März 2017 vortrugen und zu denen sich beide in Münster wieder bekannten.
Bis zum 3. Ökumenischen Kirchentag 2021, zu dem im Schlussgottesdienst nach Frankfurt eingeladen wurde, erwarten Christen beider Konfessionen offenkundig konkrete Schritte.