Bischöfe wollen Dialog mit Muslimen fortführen

Guter Wille trotz Irritationen

Die katholischen Bischöfe Deutschlands bekennen sich zum theologischen Dialog mit den Muslimen. Dennoch gibt es Irritationen, insbesondere über die Dialogbereitschaft der türkischen Religionsbehörde Diyanet.

Georg Bätzing, Bischof von Limburg  / ©  Harald Oppitz (KNA)
Georg Bätzing, Bischof von Limburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Putsch in der Türkei und die Politik von Staatschef Recep Tayyip Erdogan haben offenbar auch Auswirkungen auf den Dialog zwischen katholischer Kirche und türkischen Muslimen in Deutschland. Der Limburger Bischof Georg Bätzing sagte am Dienstag in Fulda, die Bischöfe seien "irritiert" über ein Ende vergangenen Jahres von der türkischen Religionsbehörde Diyanet veröffentlichtes Gutachten zur Gülen-Bewegung, das auch problematische Aussagen über das Verhältnis zum Christentum enthalte und den Dialog infrage stelle. 

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan beschuldigt den im US-amerikanischen Exil lebenden Prediger Fethullah Gülen, mit seinen Gefolgsleuten die türkischen Polizei- und Justizbehörden unterwandert und den Militärputsch im Juli 2016 angezettelt zu haben.

Die Unterkommission für interreligiösen Dialog der Bischofskonferenz habe deshalb schriftlich Fragen an den deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib gestellt, der in enger Verbindung mit der türkischen Regierung und der Diyanet steht, erläuterte Bätzing vor Journalisten bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe. "Wir wollen wissen, ob der theologische Dialog mit der Ditib weiter möglich ist", sagte der Bischof, der Vorsitzender der Unterkommission ist. "Wir lassen den Gesprächsfaden mit der Ditib nicht abreißen, stellen aber kritische Fragen, weil uns manches irritiert." Inzwischen ist laut Limburger Bischof eine Antwort der Ditib eingetroffen, die noch ausgewertet und in den Dialog eingebracht werden müsse.

Ditib-Imame unter Verdacht

Die Ditib war über Jahre der Hauptansprechpartner unter den Muslimen für deutsche Politiker und Kirchen, weil sie einen gemäßigten, türkisch beeinflussten Islam vertrat und die meisten Muslime in Deutschland aus der Türkei stammen. Im vergangenen Jahr war der deutsch-türkische Moscheeverband aber massiv in die Kritik geraten, weil er als verlängerter Arm der Erdogan-Regierung gesehen wurde. So sollen Ditib-Imame in Deutschland vermeintliche Anhänger der Gülen-Bewegung ausgespäht haben.

Der katholische Theologe und Leiter der von der Bischofskonferenz in Frankfurt betriebenen Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO), Timo Güzelmansur, erläuterte in Fulda, in dem Gutachten werde unterstellt, dass die Gülen-Organisation von Christen benutzt werde, um den Islam zu zerstören und junge Muslime für den christlichen Kulturkreis zu gewinnen. Zugleich rate das Papier unter Verweis auf den Koran den gläubigen Muslimen von einem freundschaftlichen Umgang mit Christen und Juden ab.

Neue negative Haltung der Türkei

Der Islamreferent bei der Deutschen Bischofskonferenz, Helmut Wiesmann, sagte, diese negative Haltung der türkischen Religionsbehörde zum interreligiösen Dialog sei neu. Die Auseinandersetzung zwischen der türkischen Regierung und der Gülen-Bewegung werde sowohl politisch als auch theologisch ausgetragen und erreiche auch Deutschland. Dass die türkische Regierung dem Rechtsgutachten eine große Bedeutung beimesse, zeige sich daran, dass es in vier Sprachen auf der Internetseite von Diyanet veröffentlicht worden sei.

Das bereits am 10. Oktober 2016 veröffentlichte Gutachten setzt sich aus 20 Einzelbeschlüssen des Hohen Rats für Religion zusammen. Der Rat ist die höchste religiöse Autorität in der Türkei. Dem Gutachten vorangestellt sind eine Ansprache des damaligen Diyanet-Präsidenten Mehmet Görmez sowie Reden von Präsident Erdogan, Parlamentspräsident Ismail Kahraman und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Numan Kurtulmus. Die Anhänger der Gülen-Bewegung, die sich selbst auch "Hizmet" ("Dienst" oder "Service") nennt, gelten in der Türkei als Staatsfeinde Nummer eins. Gülen bestreitet seine Beteiligung am Putsch energisch. Seine schätzungsweise zehn Millionen Anhänger weltweit verfolgten nur religiöse Ziele.

 


Quelle:
KNA