Zu der fast vierstündigen Feier im Mariendom waren mehrere tausend Gäste gekommen, unter ihnen zahlreiche katholische Bischöfe wie der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic als Botschafter des Papstes und Osnabrücks Weihbischof Johannes Wübbe. Auch politische Vertreter wie der niedersächsische Landesbischof Ralf Meister, der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nahmen an der Zeremonie teil.
Keine leichte Zeit, um Bischof zu sein
Die Bischofsweihe spendete der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Wilmer erhielt während des Gottesdienstes die bischöflichen Insignien, darunter Bischofsstab, Mitra und Bischofsring, ehe er auf dem Bischofsstuhl, der sogenannten Kathedra, Platz nahm. Wilmers Vorgänger, Altbischof Norbert Trelle, überreichte ihm das Gründungsreliquiar des Bistums Hildesheim, die Lipsanothek.
Heße erinnerte in seiner Predigt an die zahlreichen Herausforderungen, die auf den neuen Bischof warten. "Er wird Bischof in einer Zeit, wo uns die Fälle des sexuellen Missbrauchs kräftig zusetzen. Das ist auch am Bistum Hildesheim nicht spurlos vorübergegangen". Ein Bischof müsse alles tun, um Aufklärung und Prävention voranzubringen. "Seit deinem 19. Lebensjahr warst du ein Herz-Jesu-Priester, nun bist du ein Herz-Jesu-Bischof, einer der das Herz am rechten Fleck hat", so Heße.
Anerkennung von Kardinal Marx
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, lobte, dass Wilmer in den vergangenen Wochen bereits mit Jugendlichen aus seinem neuen Bistum auf Pilgertour gegangen war. "In dieser Geste wird deutlich, dass der Bischof nicht 'Herr eures Glaubens' ist, sondern jemand, der zuhört, verstehen und lernen will, der Hirte ist und sich um seine Herde kümmert", so Marx in einem vom Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, verlesenem Grußwort.
Freude über ökumenischen Bischof
Hannovers evangelischer Landesbischof Ralf Meister lobte in seinem Grußwort die Dialogbereitschaft, die Wilmer von Anfang an signalisiert habe: "Die christlichen Kirchen in Niedersachsen freuen sich über einen ökumenischen Bischof, der mit uns neue Wege geht. Und dabei mutig über die konfessionellen Grenzen der Kirchen hinausschaut", sagte Meister, der zugleich Vorsitzender des Rates der Konförderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) betonte, gemeinsam mit der Kirche Nächstenliebe zum Motto der Gesellschaft machen zu wollen. "Ich bin sehr sicher: Die guten Erfahrungen, die wir als Land mit dem Bistum Hildesheim gemacht haben, werden sich fortsetzen", sagte er am Ende des Gottesdienstes.
Heimatverbundenes Bischofswappen
Wilmers Wahlspruch lautet "Gehilfen zu eurer Freude" (lateinisch: "adiutores gaudii vestri", ein Zitat aus dem zweiten Korintherbrief. Sein Wappen zeigt neben dem Gründungsreliquiar des Bistums Hildesheim und dem Kreuz der Herz-Jesu-Priester, drei Schafe, die auch an seine emsländische Herkunft erinnern sollen. Drei Feuerzungen auf dem Stab des neuen Bischofs, der von einem niedersächsischen Schmied gefertigt wurde, stehen für die Dreifaltigkeit.
Ein alter Holzstuhl ist das einzige Möbelstück, das der neue Hildesheimer Bischof aus Rom mitgebracht hat. Der Stuhl, den er vor fast einem Jahrzehnt in Bonn vor dem Wegwerfen rettete, steht bereits am Schreibtisch im neuen Amtszimmer von Heiner Wilmer. "Es ist ein einfacher Stuhl, aber man sitzt gut drauf, ein bisschen wie ein Cowboy", sagte der 57-jährige katholische Theologe, der auf einem Bauernhof im Emsland aufwuchs, im DOMRADIO.DE-Interview.
Begeisterung und Faszination für Jesus weitergeben
Der Bischof sieht gelassen auf sein neues Amt. In einem Interview mit dem Ordensmagazin "Dein Reich komme" sagte der zukünftige Bischof von Hildesheim: "Das Neue beflügelt mich".
Für seine Arbeit an der Spitze des Bistums mit rund 600.000 Katholiken habe er gerade angesichts sinkender Mitgliederzahlen "große Visionen", verriet der Theologe. Dazu gehöre auch eine verständliche Sprache – ohne alte Worthülsen. Neben den Debatten um Strukturen sei ihm der Fokus auf Inhalte wichtig: "Manchmal ist uns vielleicht der Blick fürs Ursprüngliche abhandengekommen." In Deutschland redeten die Menschen eher über ihr Intimleben als über ihren Glauben.
Mit DOMRADIO.DE sprach er auch über seine Berufungsgeschichte und sein Buch "Gott ist nicht nett". Es ist ihm ein Herzensanliegen, die Begeisterung und Faszination für Jesus weiterzugeben. Dieser sei jedem Menschen ganz persönlich begegnet und habe dessen unverwechselbare Besonderheit gesehen. Die Menschen seien frisch, munter und innerlich gestärkt von ihm weggegangen. "Das hat eine unheimliche Wucht, da würde ich gerne ansetzen."
Zur Person
Wilmer stammt aus Schapen im Emsland und trat mit 19 Jahren in den Orden der Dehonianer ein, die auch als Herz-Jesu-Priester bekannt sind. Dort absolvierte er neben der Priester- auch eine Lehrerausbildung. Er hat mehrere Auslandseinsätze hinter sich, unter anderem in der New Yorker Bronx, und war zuletzt in Rom Generaloberer des Ordens.
Wilmer war am 6. April von Papst Franziskus zum Oberhirten des Bistums Hildesheim mit seinen rund 610.000 Katholiken ernannt worden. Er stammt aus Schapen im Emsland und trat mit 19 Jahren in den Orden der Dehonianer ein, die auch als Herz-Jesu-Priester bekannt sind. Dort absolvierte er neben der Priester- auch eine Lehrerausbildung. Er hat mehrere Auslandseinsätze hinter sich, unter anderem in der New Yorker Bronx, und war zuletzt in Rom Generaloberer des Ordens.
Livestream im Fernsehen
Der Gottesdienst wurde auf www.ndr.de live gestreamt. Die Übertragung konnte in den nahe des Doms gelegenen Kirchen Sankt Godehard und Heilig Kreuz und auf DOMRADIO.DE verfolgt werden. Im Anschluss waren alle Besucher zur Begegnung mit dem neugeweihten Bischof auf dem Domhof eingeladen.