Nach Bischofskritik Appelle für Pressefreiheit in der Kirche

Journalistenverband kontert Bischof Oster

Mehrere katholische Verbände haben nach kritischen Äußerungen von Bischof Stefan Oster die Pressefreiheit in kirchlichen Medien verteidigt. Hintergrund ist eine Aussage der Theologin Johanna Rahner, deren Publikation Oster missfiel.

Bischof Stefan Oster im Gespräch (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bischof Stefan Oster im Gespräch (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Oster hatte sich auf seiner Webseite darüber beschwert, dass katholische Medien provokative Äußerungen der Tübinger Theologin Johanna Rahner wiedergegeben hatten. Rahner hatte in einem öffentlichen Vortrag sinngemäß gesagt, wer die Diskriminierung von Frauen in der Kirche nicht benennen und ändern wolle, sei "nichts anderes als ein Rassist". Darüber hatten mehrere kirchliche Medien berichtet.

Journalistenverband wird deutlich

Die Gesellschaft katholischer Publizisten (GKP) verbreitete dazu am Mittwoch eine Stellungnahme ihres Vorsitzenden Joachim Frank. Darin heißt es: "Wer die Verbreitung unliebsamer Inhalte zum Anlass nimmt, die Finanzierung kirchlicher Medien infrage zu stellen, offenbart ein vormodernes, autoritäres und dirigistisches Verständnis von Kommunikation."

Weiter bemerkte Frank: "Genauso grotesk ist die Vorstellung, die Bischöfe könnten über Kirchensteuern wie über eigenes Geld verfügen. Kirchensteuern sind das Geld der Gläubigen. Sie haben das Recht, über strittige Themen wie das Frauenpriestertum umfassend informiert zu werden."

Die Gruppierung "Wir sind Kirche" teilte mit, sie finde es "entlarvend, dass der Passauer Bischof jetzt mitten im Prozess des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland eine Drohkulisse gegenüber andersdenkenden Theologinnen und Theologen und auch gegenüber dialogbereiten katholischen Medien aufbaut. Es ist ungeheuerlich, wenn er unliebigen Personen mit dem Entzug der akademischen Lehrbefugnis und unliebigen Medien mit dem Entzug der Finanzmittel droht."

Maria 2.0 übt Kritik

Auch die kirchlich-feministische Reformgruppierung "Maria 2.0" kritisierte Osters Äußerungen und stellte sich hinter die Theologin Rahner. Zur Medienschelte von Bischof Oster merkte die Gruppierung in ihrer Stellungnahme an, er drohe katholischen Medien, die diese Diskussionen aufgreifen, "indirekt mit dem Entzug der Mittel".

Weiter heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Erklärung: "Dies ist ein unerträglicher Eingriff in die Freiheit des Denkens und Redens und lässt den Respekt vor der Presse- und Meinungsfreiheit in der Kirche vermissen. Bischof Osters Ansatz ist zudem übergriffig. Kirchensteuermittel sind das Geld der Gläubigen, nicht der Bischöfe. Osters Intervention zeigt, wie notwendig der Ruf nach Machtkontrolle und Gewaltenteilung ist."

 

Quelle:
KNA