"Nicht wenige Katholikinnen und Katholiken sind ernsthaft verstört angesichts des Retrokatholizismus, der gerade fröhliche Urständ feiert", schrieb die Dogmatikerin im Blog der katholisch-theologischen Fakultät der Uni Erfurt. Dort sollen in den kommenden Tagen weitere "Theologische Schlaglichter auf Corona" erscheinen.
"Ob ein täglicher Blasiussegen, Einzelkommunionen außerhalb der privatim zelebrierten Messe, priesterliche Sakramentsprozessionen durch leere Straßen, die Weihe ganzer Bistümer an das Herz der Gottesmutter, Generalabsolutionen und Ablässe im Jahr 2020 angemessene und tragfähige kirchliche Reaktionen auf die Corona-Krise sind, kann zumindest gefragt werden", führte Knop an.
"Magische Restbestände und regressive Muster, die einen fatalen Trost versprechen, sind theologisch zu dekonstruieren. Weder Weihwasser noch Hostie wirken viruzid."
Lob für Kreativität
Die Erfahrung von Natur- und menschengemachten Katastrophen habe die Theologie zurückhaltend werden lassen, was umfassende Welterklärungen angehe, erklärte Knop. An die Stelle "ausgeklügelter Theodizee-Entwürfe" sei der Verweis auf die Grenzen solcher Konstruktionen getreten. "Theologie steht dafür ein, dass die Klage angesichts hunderttausendfacher Infektionen und zigtausender Toter, die isoliert und trostlos starben, nicht verstummt", so Knop.
Zugleich begrüßte die Theologin, dass Menschen derzeit "kreativ und eigenständig neue Formen von Gebet und Solidarität (er-)finden, die sie untereinander und mit Gott verbinden".
Mit einer Kerze im Fenster, einem Gebet oder Gottesdienst zuhause entstünde eine andere, nicht institutionalisierte und überkonfessionelle Weise, Christin und Christ und Kirche oder einfach ein gottgläubiger Mensch zu sein. "Das besiegt nicht das Virus und rettet nicht vor dem möglichen Zusammenbruch des Systems. Aber es öffnet die Möglichkeit, Mensch vor Gott zu sein, wie auch immer dieses Drama ausgeht", so Knop.