Missbrauchsbeauftragter fordert Transparenz bei Missbrauchsaufarbeitung

"Täternamen nennen"

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat von der katholischen Kirche mehr Transparenz bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs gefordert. "Die Kritik der Betroffenen kann ich sehr gut nachvollziehen", sagte er.

Johannes-Wilhelm Rörig (dpa)
Johannes-Wilhelm Rörig / ( dpa )

"Außerdem ist Transparenz das A und O", ergänzte Rörig gegenüber der "Passauer Neuen Presse" nach der Veröffentlichung erster Forschungsergebnisse zu Ursachen und Ausmaß der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.

Namensnennung erforderlich

Die Aufarbeitung müsse mit so vielen Details wie möglich erfolgen. "Dafür ist auch die Nennung von Namen erforderlich, und zwar nicht nur der Täternamen. Es müssen auch diejenigen in den Blick genommen werden, die Täter geschützt haben", forderte Rörig.

Studienergebnisse der Deutschen Bischofskonferenz

Eine von der Bischofskonferenz in Auftrag gegebene Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche attestiert Tätern unter den Geistlichen sexuelle Unreife, Persönlichkeitsstörungen und pädophile Neigungen. Insgesamt wurden rund 12 900 dokumentierte sexuelle Vergehen von Kirchenmännern in neun Staaten ausgewertet. Die Wissenschaftler wollen in Deutschland neun Diözesen unter die Lupe nehmen. Es geht aber nicht um Namensnennung oder Strafverfolgung.

Eignungsprüfungen für Priesteranwärter ändern

Aus Sicht des Missbrauchsbeauftragten hat die katholische Kirche nicht die richtigen Schlüsse aus den Skandalen gezogen. "Für mich ist nicht erkennbar, dass die Eignungsprüfungen für Priesteranwärter tatsächlich verändert worden wären", sagte Rörig. "Auch in Zeiten des Priestermangels muss das Anforderungsprofil an das Priesteramt deutlich erhöht werden, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen."


Quelle:
dpa