Soziologe warnt vor Rückzug der Kirche aus ländlichem Raum

Laien als "Überlebenselixier"

"Die Kirche im Dorf lassen" ist eine alte Redewendung. Mit Blick auf die zunehmende Landflucht steht auch die Kirche vor der Frage, wie mit den Pfarreien umgehen? Zusammenlegen? Das sei ein Fehler, warnt Religionssoziologe Pickel.

Dorfkirche / © Heather Shimmin  (shutterstock)

Der Religionssoziologe Gert Pickel warnt vor dem Abbau kirchlicher Strukturen auf dem Land. Studien belegten, dass dort die Bindung an die beiden großen Kirchen pro Kopf wesentlich höher sei als in den Städten. "Da wäre es eine Art Selbstaufgabe von Kirche, wenn sie sich in die Großstädte zurückzöge", sagte Pickel der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" in der heutigen Donnerstagsausgabe.

Die Kirche müsse zwar auch in Städten präsent sein, gehe jedoch ein "Schrumpfrisiko" ein, wenn sie dafür den ländlichen Raum verlasse. Dem demografischen Trend nachzugeben, kommt laut Pickel einer "Selbstsäkularisierung der christlichen Kirchen" gleich. Er warnte: "Wenn das ländliche Gemeindeleben ausblutet, nur weil tendenziell viele Kirchenmitglieder wegziehen, treten die Verbliebenen absehbar aus der Kirche aus."

Trierer Reformen falsch

Reformen wie sie das Bistum Trier mit der Einrichtung von Großpfarreien ursprünglich geplant hatte, sieht Pickel kritisch. "Letztlich ist das nur eine Mangelverwaltung." Darunter litten vor allem die Seelsorge und das Glaubensleben. "Die Leute fahren innerhalb einer Großgemeinde ja nicht kilometerweit über Ortschaften hinweg in den nächsten Gottesdienst", so Pickel weiter.

Kirche sei vor allem erfolgreich wegen des Sozialkapitals, das sie biete. Der Soziologe forderte deswegen, Laien stärker einzubeziehen. Das sei das "Überlebenselixier" für ländliche Regionen. "Dafür fehlt den Kirchen aber bislang noch das Vertrauen, dass auch die einfachen Gläubigen etwas auf die Beine stellen können, das eine theologische Tiefe erreicht."


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema