Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur): Wenn man Personalchefin ist und als Frau in der Kirche arbeitet, funktioniert das?
Christine Lambrich (Personalchefin des Bistums Speyer): Absolut. Ich habe das Amt vor zwei Jahren eingenommen. Ich bin angekommen und ich fühle mich sehr angenommen.
Brüggenjürgen: Was gibt Ihnen Kraft in Ihrem Glauben?
Lambrich: Ich habe einen tiefen Glauben, der schon in meiner Kindheit durch meine Eltern, meine Familie und die Jugendarbeit grundgelegt wurde. Ich spüre sehr starke Wurzeln, wie ein Baum. Je stärker die Wurzeln, desto besser – gerade dann, wenn es um einen herum doch recht umtriebig ist.
Brüggenjürgen: Was macht Ihnen in diesen stürmischen Zeiten Mut?
Lambrich: Mir liegt sehr am Herzen, dass auch die jungen Leute nicht nur ihren Glauben wiederfinden, sondern auch wieder einen Zugang zur Kirche finden. Wir sind hier ein Arbeitgeber, bei dem sich viele junge Leute bewerben könnten: ob in der Verwaltung oder in der Pastoral. Das wäre super, wir haben ja viele Stellen frei. Ich denke, da könnte auch die eine oder andere auf die Idee kommen: das wäre ein gutes Zeichen. Ich kann diesen jungen Menschen nur Mut machen. Sie fragen sich: Wie wird die Kirche der Zukunft sein? Wie wird es werden? Hat es eigentlich noch einen Sinn? Wie sieht es mit der Gleichberechtigung von Frauen aus? Da kann ich nur sagen: es geht.
Brüggenjürgen: Kann es denn noch besser werden?
Lambrich: Sie sind unterwegs in die Schweiz. Ich bin auch gerade unterwegs in die Schweiz, auf einer digitalen Lernreise mit Fachreferentinnen aus unserem Ordinariat und den Vorsitzenden der Frauenverbände. Das Thema heißt: "Frauen in Leitung". Wir hören viel von den Erfahrungen der Schweizer Frauen. Es ist sehr beeindruckend. Wir haben tolle Austausche und da wollen wir anknüpfen, um auch die richtigen Maßnahmen für die Zukunft zu setzen. Was mir spontan einfällt: Wir haben im Ordinariat hier eine gigantisch gute Arbeitszeitverordnung. Da kommt kein anderer Arbeitgeber mit.
Brüggenjürgen: Was sind die nächsten Schritte, die gemacht werden müssen?
Lambrich: Die partizipativen Möglichkeiten ausbauen, die Mitbestimmungsrechte ausbauen, die Transparenz erhöhen, die Kommunikation erhöhen, auch die dialogische Funktion erhöhen. Wir brauchen einen neuen Blick auf ein echtes caritatives Engagement. Wichtig ist, den Menschen Mut machen, die diesen Mut dringend notwendig haben, sie zu unterstützen und dort authentisch Kirche zu sein.