Diesen ausdrücklichen Hinweis setzte der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, ab, wie die Nachrichtenagentur Interfax am Montag meldete. Für eine Anerkennung der Autokephalie (Eigenständigkeit) der orthodoxen Kirche der Ukraine sei die Zustimmung aller orthodoxen Landeskirchen notwendig.
Außerhalb der rechtmäßigen Kirche?
Hilarion nannte es "merkwürdig", dass Bartholomaios I. in einer Predigt gesagt habe, dass das ukrainische Volk außerhalb der rechtmäßigen Kirche stünde und es daher "schleunigst eine Intervention von außen" geben müsse. Die zum Moskauer Patriarchat gehörende ukrainisch-orthodoxe Kirche verfüge über 12.000 Pfarreien und Millionen Gläubige in allen Teilen des Landes, so der Metropolit.
Nur die 1992 abgespaltene Kirche des Kiewer Patriarchats sei unrechtmäßig. "Diese Spaltung ist ein politisches Projekt", das überwunden werden könne.
Bartholomaios I. hatte in der Istanbuler Georgskathedrale gesagt: "Die Tatsache eines Schismas kann kein Argument dafür sein, guten Gewissens eine ganze Nation außerhalb der Grenzen von Wahrheit und Kanonizität der Kirche zu belassen und damit die Verantwortung vor Gott und der Geschichte zu leugnen." Vielmehr müsse diese Situation als "Antrieb für die Suche nach heilenden und vereinenden Lösungen" gesehen werden.
Gespräche über die Ukraine
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko und der Kiewer Patriarch Filaret hatten im April von Bartholomaios I., dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, offiziell verlangt, der ukrainisch-orthodoxen Kirche die Autokephalie zu verleihen. Die Kirche dürfe nicht Moskau unterstehen. Das Patriarchat von Konstantinopel führt derzeit zahlreiche Gespräche über die Ukraine. Wann eine Entscheidung fällt, ist offen.
Bartholomaios I. und alle 13 anderen orthodoxen Landeskirchen erkennen in der Ukraine bislang nur den Zweig der russisch-orthodoxen Kirche an. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Die Kirche genießt Umfragen zufolge das höchste Vertrauen von allen nationalen Institutionen.