Ukraine will orthodoxe Kirche von Russland trennen

"Angelegenheit der nationalen Sicherheit"

​Trotz russischer Warnungen hat das ukrainische Parlament mit großer Mehrheit die Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche des Landes von Moskau gefordert. 

Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann (KNA)
Bartholomaios I. mit einem Mikrofon in der Hand / © Sascha Baumann ( KNA )

Die Abgeordneten unterstützten ein Schreiben an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. Darin wird das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie gebeten, die orthodoxe Kirche in der Ukraine als eigenständig (autokephal) anzuerkennen. Die Loslösung der orthodoxen Kirche von Moskau sei eine "Angelegenheit der nationalen Sicherheit und unserer Verteidigung im Hybrid-Krieg" gegen Russland, sagte Poroschenko in seiner Ansprache im Parlament.

"Der Kreml betrachtet die russisch-orthodoxe Kirche als Hauptwerkzeug zur Beeinflussung der Ukraine." Kremlsprecher Dmitri Peskow und die russisch-orthodoxe Kirche kritisierten hingegen das Parlamentsvotum. "Initiativen zur Teilung der Kirche können schwerlich unterstützt und willkommen geheißen werden", sagte Peskow.

Orthodoxe Kirche gespalten

Im Zuge der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine 1991 hatte sich die orthodoxe Kirche des Landes gespalten. Seither ringen die dem Moskauer Patriarchat unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche und das 1992 gegründete Kiewer Patriarchat um die Vormachtstellung in der Ukraine.

Bartholomaios I. und die mehr als ein Dutzend orthodoxen Landeskirchen erkennen offiziell nur die russisch-orthodoxe Kirche an, die in der Ukraine über zahlreiche Pfarreien verfügt. Angesichts des Konflikts mit Russland wird in der Ukraine unterdessen der Ruf nach einer von Moskau unabhängigen orthodoxen Kirche lauter.

Entscheidung im Mai?

Poroschenko hatte den Ökumenischen Patriarchen vergangene Woche in Istanbul besucht und für eine eigenständige ukrainische Landeskirche geworben. Bereits im Mai könne Bartholomaios I. über die Frage der Autokephalie für die Ukraine entscheiden, heißt es in Kiew. Mit Rücksicht auf Moskau meidet das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie bisher das Kiewer Patriarchat.

Der Außenamtschef der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion, betonte, das Patriarchat von Konstantinopel könne nicht allein über die Autokephalie von Kirchen entscheiden. Die ukrainische Initiative werde scheitern. «Wir sind eine Kirche, geboren in Kiew», pochte er auf die Zugehörigkeit der Ukraine zum Moskauer Patriarchat.

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Die Kirche genießt Umfragen zufolge das höchste Vertrauen von allen nationalen Institutionen.

 

Quelle:
KNA
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