Das sagte Geschäftsführer Jürgen Micksch am Montag auf einer Online-Veranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Forums mit Sitz in Darmstadt. Mittlerweile gibt es auch vom Forum angestoßene Initiativen in Israel und einzelnen arabischen Staaten.
Gute Zusammenarbeit nach anfänglichen Schwierigkeiten
Kooperationen könnten den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und hätten ein großes Potenzial. Zu Beginn sei die Arbeit des Forums schwierig gewesen. Es habe lange gedauert, bis Vertrauen gewachsen sei, betonte Miksch. Das Abrahamische Forum habe über die Jahre viel zu einem guten Verhältnis der Religionen beigetragen.
So gab es nach Forumsangaben mittlerweile über 600 Veranstaltungen mit "Abrahamischen Teams" in Deutschland und im Mittelmeerraum. Dabei gehen Vertreter unterschiedlicher Religionen in Schulen und andere Bildungseinrichtungen oder Stätten für Lehrerfortbildung, um über ihre Religion und Glaubenspraxis zu informieren und sich zu begegnen.
Engagement außerhalb Deutschlands
Miksch zufolge gab es bisher auch 90 Besuche von Teams in Schulen in Ägypten. Hinzu kämen Veranstaltungen in Marokko und Tunesien sowie ein Engagement in Israel. Der Einsatz "Abrahamischer Teams" diene auch dazu, religiösem Extremismus vorzubeugen. Man setze auf das Gespräch, um Ängste und Vorbehalte zu überwinden, betonte Beisitzerin Petra Kunik und sprach von 20 Jahren "intensiver Beziehungsarbeit".
Darüber hinaus entwickelten sich aus dem Abrahamischen Forum heraus Islamforen und das Projekt "Religionen für biologische Vielfalt". Bei den UN-Wochen gegen Rassismus beteiligen sich den Angaben zufolge mehr als 1.700 Moscheegemeinden und zahlreiche Synagogen.
Abraham als Identitätsstifter
Das Abrahamische Forum ist ein Zusammenschluss von Vertretern aus Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum sowie Wissenschaftlern und anderen Experten. Am 6. Februar 2001 gab es eine konstituierende Sitzung in Heppenheim für ein "hessisches Modell" für ein Miteinander von Religionen. Daraus entwickelte sich das bundesweite Forum. Den Angaben zufolge gibt es 35 Mitglieder. Das Forum versteht sich als offen für andere Religionen.
Abraham sei nicht "irgendein Etikett", sondern identitätsstiftend für Christentum, Judentum und Islam, so der Forumsvorsitzende Karl-Josef Kuschel. Abraham stehe für Gottvertrauen trotz aller Widerstände, für Aufbruch und Gastfreundschaft.
Freundschaftliche Begegnungen statt Anfeindungen
Der Vizevorsitzende Ayyub-Axel Köhler sagte, im Forum würden Gemeinsamkeiten gepflegt. Er rief dazu auf, ethnische und religiöse Konflikte in anderen Staaten nicht zu "importieren" und sich dafür einzusetzen, dass die Religionsgemeinschaften nicht gegeneinander ausgespielt würden.
Beisitzer Armin Eschraghi betonte: "Wir zaubern nicht über Nacht den Weltfrieden herbei und auch nicht innerhalb von 20 Jahren." Großen Zielen nähere man sich mit kleinen Schritten und gemeinsam, ohne dass sich eine Gruppe als "Auserwählte" betrachte. Religionsgemeinschaften dürften sich nicht erziehen wollen oder anfeinden, aber auch nicht angleichen, sondern sollten sich freundschaftlich begegnen.