Prälat Dutzmann leitet Trauergottesdienst für Westerwelle

"Ein fröhlicher Politiker"

Am Samstag nehmen Angehörige und Weggefährten bei einem Trauergottesdienst in Köln Abschied von Guido Westerwelle. Prälat Martin Dutzmann wird die Liturgie leiten - und erinnert bereits im domradio.de-Interview an einen vielschichtigen Menschen. 

Prälat Martin Dutzmann / © Andreas Schoelzel (epd)
Prälat Martin Dutzmann / © Andreas Schoelzel ( epd )

domradio.de: Sie waren ja kein enger Vertrauter von Guido Westerwelle. Aber wie haben Sie ihn wahrgenommen als Politiker oder vielleicht auch bei seinen letzten Auftritten in der Öffentlichkeit?

Prälat Martin Dutzmann (Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland): Ich habe Guido Westerwelle als leidenschaftlichen Politiker erlebt, der sich für Freiheit und liberale Werte eingesetzt hat. Ich habe ihn auch als einen fröhlichen Politiker erlebt. Man erinnert sich natürlich an den Wahlkampf 2002 und sein "Guidomobil". Dafür ist er sehr kritisiert worden. Ich habe in seiner Zeit als Bundesaußenminister noch gut in Erinnerung, dass er mitverantwortlich war für die Enthaltung der Bundesrepublik Deutschland im UN-Sicherheitsrat, als es um den militärischen Einsatz in Libyen ging. Und an dieser Stelle bin ich nach wie vor der Meinung: Er hatte Recht.

domradio.de: Wissen Sie, wie er mit seinem evangelischen Bekenntnis umgegangen ist?

Dutzmann: Ich habe in Vorbereitung auf die Trauerfeier auch danach geschaut. Und dabei bin ich auf eine Kanzel-Rede gestoßen, die er in der Bonner Kreuzkirche vor einigen Jahren gehalten hat. Das war bemerkenswert, wie er sich da zum Beispiel auf Martin Luthers Freiheitsschrift  "Von der Freiheit eines Christenmenschen" bezog und Freiheit und Verantwortung einander zuordnete. Das war schon beeindruckend.

domradio.de: Dass Guido Westerwelle krank war, war bekannt. Aber dass er so plötzlich stirbt - das war überraschend oder?

Dutzmann: Natürlich war das überraschend. Andererseits war ich lange genug Gemeindepfarrer um zu wissen, dass wir Menschen eigentlich jeden Moment damit rechnen müssen, abberufen zu werden. Das ist hier auch geschehen.

domradio.de: Sie werden morgen Vormittag mit einer ökumenischen Trauerfeier an den ehemaligen deutschen Außenminister Guido Westerwelle erinnern. Es ist eine nicht-öffentliche Zeremonie. Wissen Sie schon was Sie an persönlichen Worten oder in einer Predigt sagen werden?

Dutzmann: Die persönlichen Worte wird mein Kollege, Prälat Jüsten sprechen, weil er Guido Westerwelle von Kindheit an kannte. Ich selber werde in meiner Einführung die Trauer der Angehörigen, aber auch derer, die politisch mit ihm unterwegs waren, in Worte fassen.  

domradio.de.: Die Trauerfeier findet in St. Aposteln statt, einer katholischen Kirche. Guido Westerwelle war evangelisch. Das ist schon ungewöhnlich, oder?

Dutzmann: Ich kenne die Kirche St. Aposteln nicht, aber meines Wissens nach ist es schlicht eine sehr große Kirche. Mein katholischer Kollege und ich waren beide der Ansicht, dass das pragmatisch anzugehen ist. Wichtig ist, dass es erkennbar ein ökumenischer Gottesdienst wird.

Prälat Martin Dutzmann ist Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union.