domradio.de: Sie kennen Gudio Westerwelle seit Kindertagen. Wie haben Sie die Nachricht seines Todes aufgenommen?
Jüsten: Mit großer Trauer und mit vielen Gedanken an ihn und seinen Partner Michael Mronz, den ich auch schon seit vielen Jahren kenne. Wenn man einem Menschen persönlich verbunden ist, dann geht einem der Tod natürlich näher als wenn es ein Toter ist, den man nur vom Hören kennt und der eine herausragende Persönlichkeit ist.
Domradio.de: Wie haben Sie ihn kennen gelernt?
Jüsten: Meine Mutter und sein Vater waren Studienfreunde gewesen und haben sehr viel Zeit in ihrer Jugendzeit miteinander verbracht. Und so kam es dann auch, dass ich Guido seit frühester Kindheit her kenne. Als seine Mutter einmal im Krankenhaus lag, hat er auch einige Zeit bei uns zu Hause verbracht.
domradio.de: Im vergangenen November war Guido Westerwelle nochmal in die Öffentlichkeit zurückgekehrt - und zwar voller Hoffnung, dass er die Leukämie überwunden habe. Mit ihm gemeinsam hat die Öffentlichkeit gehofft, dass es so sein möge. Wie tragisch ist es, dass er jetzt doch den Kampf gegen diese schreckliche Krankheit verloren hat?
Jüsten: Die beiden (Guido Westerwelle und sein Lebenspartner – Anmerkung der Red.) haben natürlich gehofft – bis zuletzt. Das kann man ja auch gut verstehen. Wer tut das nicht, wenn er am Leben hängt, wenn er gerne lebt und eigentlich in seinem Leben noch was vorhat. Aber es war zum Schluss auch sehr schwer. Er lag ja dann auch schon längere Zeit auch auf der Intensivstation. Es ist ein langes Abschiednehmen gewesen.
domradio.de: Wenn wir jetzt auf sein politisches Leben zurückschauen. Was wird von ihm bleiben?
Jüsten: Er war sicherlich einer der erfolgreichsten liberalen Politiker in der FDP. Er hat die Partei zu ungeahnter Größe geführt, er hatte ja damals einen großen Wahlerfolg eingefahren damals. Von daher wird die FDP in ihm sicherlich einen ihrer wichtigsten Persönlichkeiten jetzt verloren haben.
Und darüber hinaus war er ja auch vier Jahre lang Außenminister. In dieser Zeit ist er sehr unbeirrt für Menschenrechte eingetreten; für die Ideale der Freiheit und Demokratie. Wir erinnern uns an sein Engagement gerade in Nordafrika und im afrikanischen Raum, wo er von der Hoffnung beseelt war, dass dort Demokratie und Rechtsstaat möglich ist. Leider ist diese Hoffnung so nicht in Erfüllung gegangen. Aber sein Vermächtnis wird bleiben, sich immer weiter dafür zu engagieren.
domradio.de: Um sein Privatleben hat Guido Westerwelle nicht viel Aufsehen gemacht. Als was für einen Menschen haben Sie ihn kennen gelernt? Wie werden Sie ihn jetzt in Erinnerung behalten?
Jüsten: Im unmittelbaren Miteinander war er ein sehr fröhlicher, sehr zugewandter aber auch sehr nachdenklicher Mensch. Er hatte Hobbies wie Kochen und Kunst. Er war begeisterter Sportler, hat gerne geritten und Golf gespielt. Das sind Dinge, an die man sich erinnert. Hinzu kam: Guido Westerwelle war ja auch ein evangelischer Christ und hat aus dem Glauben heraus gelebt. Ich wünsche ihm, dass er jetzt bei Gott, dem Vater, ist und dass er doch die Ruhe gefunden hat, die er nur bei Gott bekommen kann. Das ist ein Wunsch, die wir ihm als gläubige Christen mit auf den Weg geben können.
Das Gespräch führte Hilde Regeniter.