DOMRADIO.DE: Sie sind engagiertes Mitglied des Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Ihr katholischer Glaube spielt eine große Rolle für Sie, was bedeutet das für Ihre Regierungsarbeit?
Julia Klöckner (designierte Bundeslandwirtschaftsministerin): Ich als Person und als Persönlichkeit werde das, was mir wichtig ist, beibehalten. Ich war lange Zeit Lektorin in der Kirche, ich habe im Landtag immer den Gebetsfrühstückskreis der Abgeordneten besucht und ich werde in Berlin Ähnliches machen. Es gibt ja hier einmal in der Woche einen Gottesdienst bei der Bischofskonferenz.
Und es wird verschiedene Begegnungen mit Gläubigen geben, auch ökumenische. Ich bringe auch ein schönes Holzkreuz mit, das mir Kardinal Lehmann einst gesegnet hat. Also, ich trage den Glauben nicht wie eine Monstranz vor mir her, er ist etwas Selbstverständliches für mich. Und natürlich werde ich mich in Debatten einschalten, wenn es um die Bewahrung der Schöpfung geht, wenn es darum geht, das Tierwohl im Blick zu haben.
DOMRADIO.DE: Papst Franziskus hat die Bewahrung der Schöpfung zur Christenaufgabe erklärt. Da sind Sie ja im Landwirtschaftsministerium genau an der richtigen Stelle künftig.
Klöckner: Minister bleiben ja auch Menschen, gleich welches Ressort sie innehaben. Wenn sie eine christliche Prägung haben oder gläubig sind, dann ist das durchaus zu vereinbaren mit der Aufgabe. Es geht ja auch um eine Haltung. Jeder, der Entscheidungen trifft, muss ja seine Position und Positionierung haben. Wenn ich auf das christliche Menschenbild blicke, dann ist wichtig, dass wir die Talente eines jeden Menschen in den Blick nehmen. Dass wir die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten anerkennen. Und die Erkenntnis verinnerlichen, dass wir zwar alle verschieden, aber gleichviel wert sind.
Mir ist auch der Respekt vor den Mitgeschöpfen wichtig und die Nachhaltigkeit. Es geht um fair gehandelte Lebensmittel und mehr Anerkennung für die Landwirte, die für unsere Lebensmittel sorgen. Wir müssen da aus der Polarisierung zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft herauskommen.
DOMRADIO.DE: Es gibt ja bei bestimmten Themen Reibungspunkte in der großen Koalition, wenn wir z.B. an den Lebensschutz denken?
Klöckner: Wir hatten ja jüngst schon einen Reibungspunkt, als es um das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche ging, also den Paragraf 219a. Dieser nicht mit uns abgestimmte Vorstoß der SPD, das Werbeverbot zu kippen, so etwas geht eigentlich nicht in einer Koalition. Wir wollen keiner geschäftsmäßigen Bewerbung für Schwangerschaftsabbrüche das Wort geben. Es gab ja mit dem Paragrafen 218 eine gesellschaftliche Befriedung mit dieser Regelung. Das sollten wir nicht wieder rückgängig machen. Aber die SPD hat ja diesen Vorstoß zum Glück wieder zurückgezogen. Insofern kann man sich aber durchaus als Katholikin für den Lebensschutz engagieren.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.