Segnungsgottesdienst wegen Höcke-Auftritt verschoben

Kein Segen für Kulmbacher Verliebte am Valentinstag

Segnungsgottesdienste für Verliebte: Dazu laden Kirchen am Valentinstag wieder ein. Auch in Kulmbach war ein ökumenischer Gottesdienst geplant. Weil der AfD-Politiker Höcke in der benachbarten Stadthalle auftritt, verschiebt die Kirche den Segen.

 © George Rudy (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Was ist da los bei Ihnen in Kulmbach?

Pfarrer Ulrich Winkler (Petrikirchengemeinde): Wir hatten für den Valentinstag einen Segnungsgottesdienst in der Spitalkirche für alle Paare angesetzt, zu dem wir am Abend Paare einladen wollten, um ihre Liebe und Treue zueinander zu festigen und auch dankbar zu sein, dass man sich gefunden hat - ein sehr persönlicher Rahmen für den Gottesdienst. Dann haben wir aber vor Kurzem gehört, dass in 100 Meter Entfernung in der Stadthalle eine Wahlkampfveranstaltung der AfD sein wird, zu der auch Björn Höcke als Redner eingeladen ist. Daraufhin haben wir uns entschlossen, dass wir unseren Gottesdienst verschieben.

DOMRADIO.DE: Der Thüringer AfD-Politiker Björn Höcke ist höchst umstritten. Was sind denn Ihre Befürchtungen, wenn er dort in Reichweite Ihrer Kirche als Redner auftreten würde?

Winkler: Es wird auf jeden Fall eine Art Gegendemonstrationen geben - "Kulmbach ist bunt" oder so ähnlich - mit verschiedenen Organisatoren. Dabei kann es sein, dass es auch lauter und vielleicht irgendwie schwierig wird, aufgrund von Absperrungen der Polizei zur Kirche hinzukommen. Wir müssen auch damit rechnen, dass manche Leute, die zu unserem Gottesdienst gekommen wären, vielleicht lieber auf die Gegendemonstrationen gehen.

DOMRADIO.DE: Warum sagen Sie nicht: Jetzt setzen wir erst recht ein Zeichen mit einem Gottesdienst für Verliebte - ein Zeichen der Liebe quasi gegen eine Veranstaltung des Hasses -, wie vielleicht der eine oder andere sagen würde?

Winkler: So könnte man es natürlich auch bezeichnen. Aber wie gesagt, es würde diesen Gottesdienst sprengen, dann müssten wir uns dieser Thematik widmen. Dann wären wir nicht mehr bei den Paaren, um die es ja eigentlich gehen soll. Wir wären dann in der Politik. Das ist sehr mühselig und schwierig. Das würde einfach den Rahmen sprengen. Ich glaube, das versteht auch jeder Mensch, dass das nicht miteinander funktioniert.

Man würde auch keine Hochzeit halten in der Nähe von einer Veranstaltung, wo es vielleicht auch Krawalle oder so etwas geben könnte. Das würde man nicht machen. Vor allen Dingen wollen wir natürlich auch, dass die Leute zu uns kommen, und die müssten sich zerreißen.

DOMRADIO.DE: Wird es denn ein Zeichen gegen Rechtsextremismus geben in Kulmbach?

Winkler: Es wird ein Zeichen geben, insofern dass diese Gegenveranstaltung stattfinden wird. Auch Kirchenvertreter werden dort hingehen. Ich habe vor, in irgendeiner Weise dabeizusein, aber ich muss das jetzt noch offenhalten. Ansonsten ist von 19:33 bis 19:45 Uhr ein Glockenläuten geplant, bei dem wir an den Zweiten Weltkrieg und den Frieden gedenken und zum Friedensgebet einladen. Wir werden vielleicht die Spitalkirche öffnen, sodass man eine Kerze anzünden und still ein Gebet sprechen kann. Das wird nicht von mir als Einzelpfarrer, sondern vom Dekanat organisiert.

DOMRADIO.DE: Der Valentins-Segnungsgottesdienst wird aufgrund der Wahlkampfveranstaltung der AfD umd zwei Tage verschoben.

Winkler: Am Sonntagabend um 19 Uhr sind alle Paare bei uns zu diesem doch privat gehaltenen Termin herzlich eingeladen, in die Spitalkirchen in Kulmbach zu kommen und sich da den Segen zusprechen zu lassen.


Spitalkirche in Kulmbach / © Val Thoermer (shutterstock)
Spitalkirche in Kulmbach / © Val Thoermer ( shutterstock )

Stadthalle in Kulmbach / © Val Thoermer (shutterstock)

Petrikirche in Kulmbach / © BAO-Images Bildagentur (shutterstock)
Petrikirche in Kulmbach / © BAO-Images Bildagentur ( shutterstock )
Quelle:
DR