Der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. würdigte am MIttwoch den Dialog zwischen dem armenisch-apostolischen Katholikos Karekin II. und dem aserbaidschanischen Großmufti Scheich-ul-Islam Allahshukur Paschazade als "Vorbild für alle".
"Wir sind aufgerufen, gemeinsam eine eindeutige Antwort auf Versuche zu geben, Religion mit Krieg zu verbinden", sagte er laut russischen Medien bei den Gesprächen in seinem Moskauer Amtssitz, dem Danilowkloster.
Konflikt 2020 wieder aufgeflammt
Das mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnte Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet. Die Region wird aber de facto nicht vom islamisch geprägten Aserbaidschan kontrolliert, sondern von Armenien.
Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan war Ende September 2020 wieder aufgeflammt. Bei den Kämpfen erzielte Aserbaidschan militärische Erfolge. Am 9. November wurde unter der Ägide Russlands ein Waffenstillstand ausgehandelt.
Rund 6.000 Menschen starben, 100.000 mussten fliehen oder wurden vertrieben. Nur wenige konnten bisher zurückkehren. Die politische Zukunft der Region ist nach wie vor ungewiss.
Dank an Unterstützung
Kyrill I. dankte Karekin II. und Paschazade dafür, dass sie die Versöhnung zwischen ihren Völkern unterstützen wollten und betonte ein "einzigartiges friedensstiftendes Potenzial" der Religionen.
So kompliziert das armenisch-aserbaidschanische Verhältnis derzeit auch sein möge, so könne der Glaube an Gott und die Liebe dazu beitragen, die Wunden zu heilen. "Dies ist ein sehr schwieriger Weg, der geistige Weisheit und Weitblick erfordert", so das Kirchenoberhaupt.
"Es gibt keine andere Zukunft für das aserbaidschanische und das armenische Volk als das Zusammenwohnen."
Vertrauen der Menschen zueinander wiederherstellen
Nach seinen Worten ist es jetzt besonders wichtig, das Vertrauen der Menschen zueinander wiederherzustellen, den Nachbarn mit Respekt wahrzunehmen und zur gegenseitigen Hilfe bereit zu sein.
Dazu gehöre die Achtung vor religiösen Heiligtümern, historischen Denkmälern und Friedhöfen sowie der Respekt vor den religiösen Gefühlen von Menschen anderer Glaubensrichtungen. Die religiösen Führer seien aufgerufen, "ihre Autorität zu nutzen, um eine Atmosphäre der guten Nachbarschaft zwischen den Religionen und Völkern zu schaffen und zu erhalten".