Mit einer bewegenden Trauerfeier haben die Kölner Abschied von ihrem ehemaligen Dombaumeister Arnold Wolff genommen. Dompropst Gerd Bachner, der den Gottesdienst gemeinsam mit Prälat Norbert Feldhoff, zur Amtszeit von Professor Wolff Generalvikar im Erzbistum Köln, und Domkapitular Dr. Dominik Meiering zelebrierte, betonte, dass das Metropolitankapitel und auch die Mitarbeiter der Dombauhütte, deren Leiter Wolff 26 Jahre lang gewesen war, ihm viel zu verdanken hätten.
"In den Begegnungen mit dem Verstorbenen habe ich einen Menschen erlebt, der sich als Dombaumeister mit Leidenschaft und hoher Fachkompetenz für unseren Dom eingesetzt hat und dabei immer bescheiden blieb – im Respekt vor dem Dom als Gotteshaus und vor denen, die über Jahrhunderte in der Dombauhütte gewirkt haben." Arnold Wolff habe sein ganzes Leben lang für den Dom gelebt, resümierte Meiering dann in seiner Predigt und trug aus alter Verbundenheit mit der Familie Wolff sehr persönliche Erinnerungen bei.
Schon in der Zeit als Architekturstudent, als Wolffs ganzes Interesse schon früh der Gotik galt, habe er mit den Vorbereitungen der Restaurierung des Dreikönigenschreines begonnen. Von 1972 an habe er dann als Dombaumeister – bis zum Ende seines Lebens – das Bauwerk nicht nur bewahrt, sondern es auch lebendig vermitteln können.
"In Erinnerung bleiben vor allem zur 750-Jahrfeier der Grundsteinlegung des Domes 1998 seine öffentlichen Vorträge auf der Domplatte, wo er den Dom für andere erlebbar gemacht hat." Bei einer endlosen Zahl von Führungen und Lichtbildvorträgen habe er stets frei gesprochen, anschaulich Bauzeichnungen oder selbstgemachte Dias erklärt und druckreif formuliert. "Ich erinnere mich gut daran, dass Arnold Wolff ein großer Geschichtenerzähler war", sagte Meiering. Bücher über den Dom seien ihm geradezu aus der Feder geflossen.
Den Dom jederzeit im Blick
Für Wolff – wie für seine ganze Familie – sei Kölns Kathedrale so etwas wie Heimat, aber auch ein Sehnsuchtsort gewesen, in dem man sich immer "wie zuhause" gefühlt habe. Und immer sei der Dombaumeister von dem Wunsch geprägt gewesen, diesen Dom auch am Leben zu erhalten und ins Gespräch zu bringen. "In allem, was er tat, war er ein Kümmerer, und er war stets ansprechbar und bereit, sich verantwortlich zu machen", betonte Meiering.
Im Team mit seiner Frau Gerta, Verfasserin des mehrfach aufgelegten Stadt- und Museumsführer "Das römisch-germanische Köln", sei es ihm ein Anliegen gewesen, alles, was an diesem imposanten Architekturwerk mitteilenswert war, auch nach außen zu vermitteln. Wer ihn kannte, habe ihn in dieser Mission als umtriebig erlebt: typischerweise immer mit Parker, Fliege, Baskenmütze und Fotoapparat unterwegs.
Der Wohnsitz der sechsköpfigen Familie im Kurienhaus auf dem Roncalliplatz sei immer ein offenes Haus gewesen, erinnerte sich der Domkapitular, und habe Wolff ermöglicht, den Dom direkt gegenüber jederzeit im Blick zu haben. Und die vier Kinder – auch deren Freunde, zu denen er selbst gezählt habe – seien, um sich auszutoben, oft statt zum Fußballspielen zur Turmbesteigung hoch auf den Dom geschickt worden. "Bis heute ist uns daher der Dom eine Heimat, die wir im Herzen tragen und von der wir ein Leben lang profitieren", schilderte Meiering Kindheitserfahrungen aus den 70er und 80er Jahren.
Unsere Heimat ist im Himmel
Gleichzeitig sei der Dom auch Abbild des himmlischen Jerusalem und damit Sinnbild für Friede und Gerechtigkeit. Und er stehe für Pilgerschaft. Denn schließlich seien die ersten Pilger die Heiligen Drei Könige gewesen, über deren Reliquien der Dom im Mittelalter wie ein steinernes Zelt aufgeschlagen worden sei und dessen Fenster bis heute zum Ausdruck brächten: Unsere Heimat ist im Himmel. "Das heißt", erklärte Meiering, "wir sind nur Gast auf Erden und Pilger in irdischen Zelten, die immer wieder abgebrochen werden müssen. Doch wir sehnen uns nach einer himmlischen Heimat."
Das gelte auch für Arnold Wolff, der ein frommer Mann gewesen sei und den selbst seine schwere Erkrankung in den letzten Jahren nicht davon abgehalten habe – solange es ihm noch möglich war – in den Dom zu kommen. In der ihm eigenen Gelassenheit habe er diese Krankheit angenommen und sich ihr ergeben, würdigte Meiering den Verstorbenen.
Die beste Zeit im Leben sei für Wolff immer das "Jetzt" gewesen, stellte der Kölner Innenstadtpfarrer und Domkapitular fest. Nun sei für den einstigen Kölner Dombaumeister das „ewige Jetzt Gottes“ dran. "Im Vertrauen auf die Gegenwart Gottes hat Arnold Wolff ein Leben lang am Dom gewirkt und den Dom im Blick gehalten. Und ich glaube, er schaut auch weiterhin mit uns auf diesen Dom."