"Sollte die Gefahr für Gäste und Mitwirkende im Mai noch zu groß sein, wird man überlegen müssen, die Premiere zu verschieben", sagte der 40-Jährige dem Magazin "Spiegel" (Samstag). Gedanken an eine Absage schiebe man noch beiseite.
Versicherung abgeschlossen
Das ganze Dorf hänge an der Passion, schildert der eine von zwei Jesus-Darstellern. "Für die Kosten des Spiels haben wir zum Glück eine Ausfallversicherung abgeschlossen, wir dachten dabei eher an Krieg und Terror, aber es gehört auch eine Seuchenversicherung dazu", so Mayet.
Die Versicherungssumme betrage 25 Millionen Euro, die bisherigen Kosten beliefen sich auf etwa 15 Millionen Euro. Wenn die Spiele abgesagt würden, hätte die Gemeinde zumindest kein Geld verloren.
Ein zweites Mal der Jesus
Zum zweiten Mal nach 2010 hat Frederik Mayet die Rolle des Jesus inne. Man könne nur spekulieren, was Jesus zu all dem gesagt hätte.
Aber seiner Ansicht nach, würde Jesus jetzt zuerst an die Menschen denken. "Ihm wäre wichtig, dass sie unbeschadet bleiben, die Mitwirkenden, die Gäste, die Helfer", so Mayet. Er könne sich nicht vorstellen, dass Jesus "jemanden als hysterisch abstempeln würde: Er würde jedem Angst und Furcht vor einer Infektion zugestehen.
Gleichzeitig würde er wohl Zuversicht und Augenmaß predigen, so, wie er es immer getan hat."
Nur Einzelproben vorgesehen
Die Maßnahmen der bayerischen Staatsregierung zur Eindämmung des Coronavirus wirken sich derzeit auf die Vorbereitungen der Passionsspiele in Oberammergau aus. Es seien nur Einzelproben vorgesehen, erklärte bereits Pressesprecherin Franziska Zankl am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Einstudieren der Massenszenen entfalle vorerst.
Bisher ist das Passionsspiel nur zweimal ausgefallen. 1770 ließ Kurfürst Maximilian III. alle Passionsspiele in Bayern verbieten. 1940 verhinderte der Zweite Weltkrieg, dass die Oberammergauer ihrem Gelübde nachkamen. Die Passionsspiele sollen vom 16. Mai bis 4. Oktober stattfinden. Insgesamt werden knapp 500.000 Besucher an 103 Spieltagen erwartet. Jede Aufführung können rund 4.400 Personen auf überdachten Sitzplätzen miterleben. An die 2.300 Oberammergauer sind am Spiel vom Leiden und Sterben Jesu beteiligt.
Brauch geht auf das Jahr 1633 zurück
Der Brauch geht auf das Jahr 1633 zurück. Damals starben 84 Menschen während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest. Die Einwohner gelobten daraufhin, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen, damit Gott der Krankheit ein Ende bereite.
Frederik Mayet erklärt im "Spiegel", dass jetzt im Dorf der Spruch umgehe, dass es Zeit für ein neues Gelübde sei. "Ernst nimmt das am Ende niemand - und ich kenne auch keinen, der Corona als eine Strafe Gottes ansieht", so der Jesus-Darsteller.